Autoimmunkrankheiten / Hard Facts

Hashimoto, Histaminintoleranz und MCAS

Frau greift sich auf die Schilddrüse. An der Stelle der Schilddrüse gibt es eine Grahik des Organs. Zum Thema Hashimoto, Histaminintoleranz & die Mastzellen.

Na? Schon von der semioriginellen Connection zwischen Hashimoto, Histaminintoleranz, und MCAS gehört? Nein? Dann lies und staune, wie sich das Trio Infernale gegenseitig beeinflusst, und warum Du beim Einen, immer auch an das Andere denken solltest.

Sagen wir es, wie es ist: Schilddrüsenerkrankungen, einschließlich Hypothyreose, Hyperthyreose und die Autoimmunerkrankungen Hashimoto und Morbus Basedow nehmen zu. Nicht jeder reagiert aber gut auf konventionelle oder natürliche Schilddrüsenhormone (NDT). Sehr viele Betroffene kennen das: bestimmte Symptome bessern sich, andere bleiben, und wieder andere verschlimmern sich. Aber selbst wenn sich die Zahlen auf dem Papier bessern: Schilddrüsenhormone beheben nicht die Grundursache des Problems. Da fragt man sich als Patient:in doch gern mal: Steckt da vielleicht noch was anderes dahinter?

Yep, Hashimoto, Histaminintoleranz und MCAS können unter einer Decke stecken.

Tatsächlich gibt es Untersuchungen, die zeigen, dass eine Mastzellaktivierung oder eine Histaminintoleranz zu Schilddrüsenerkrankungen beitragen können. Vice versa geht das Ganze auch: Ein Ungleichgewicht der Schilddrüsenhormone kann Probleme einer Mastzellaktivierung oder einer Histaminintoleranz verschlimmern. Verstehst Du aber erst Mal die Zusammenhänge, lösen sich die vielen Fragezeichen, die sich gerade auftun, ziemlich sicher auf. Und Du kannst Deinen Symptomen auf den Grund gehen. Bevorzugt zusammen mit einer Therapeut:in. Konkret heißt das: Fühlst Du Dich trotz Einnahme von Schilddrüsenhormonen weiter schlecht, könnte nicht nur eine Darmdysbiose, sondern auch eine Histaminintoleranz oder eine Mastzellaktivierung mit beteiligt sein. Schön und gut, aber wie beeinflusst sich das das Trio Infernale nun genau? Gemach, ich komme gerade zur Connection zwischen Hashimoto, Histaminintoleranz und MCAS.

Die Connection zwischen Mastzellen und den Schilddrüsenhormonen

Die Mastzellen können Schilddrüsenhormone speichern. Bähm! Das lassen wir jetzt sacken. Und dann gehen wir zurück an den Beginn: Bekannt ist, dass die Mastzellen Botenstoffe wie Histamin freisetzen, wenn sie aktiviert sind. Sie tun aber noch mehr. Zusätzlich zu anderen Entzündungsmolekülen können Mastzellen nämlich tatsächlich Schilddrüsenhormone speichern und freisetzen. Das bedeutet, dass auch der Schilddrüsenhormonspiegel beeinträchtigt sein kann, wenn die Mastzellen außer Kontrolle sind. Doch die Geschichte ist nicht etwa einseitig: Mastzellen können die Freisetzung von Schilddrüsenhormonen beeinflussen, doch auch die Schilddrüsenfunktion kann die Aktivierung von Mastzellen beeinflussen. Nachzulesen ist das Ganze hier. Bestimmte Schilddrüsenprobleme können zu einer Histaminintoleranz führen, wie die Forscher in der Studie weiter nachwiesen. Niedrige Schilddrüsenhormonspiegel sind in der Lage zu einem Anstieg der Histaminproduktion zu führen. Hohe Werte dagegen können eine verstärkte Histaminreaktion hervorrufen.

Das Verständnis der Zusammenhänge zwischen Hashimoto, Histaminintoleranz und MCAS kann Dir helfen, die Ursache Deiner Symptome zu eruieren.

Alexandra Binder

Überlappende Symptome: Histaminintoleranz, Mastzellaktivierungssyndrom und Schilddrüsenerkrankungen

Weil es aber immer noch dümmer geht, überschneiden sich die Symptome von Histaminintoleranz, Mastzellaktivierungssyndrom und Schilddrüsenerkrankungen auch noch gern. Stichwort Müdigkeit, Herzklopfen, Hitze- oder Kälteempfindlichkeit, Verdauungsstörungen, Zyklusprobleme und Schlafstörungen. All das sind Symptome, die häufig auf Schilddrüsenerkrankungen wie die Autoimmunerkrankung Hashimoto zurückgeführt werden, aber auch bei MCAS und Histaminintoleranz auftreten.

An dieser Stelle kommt der Darm ins Spiel

Es gibt nämlich Fälle, in denen Histaminintoleranz und Schilddrüsenerkrankungen eine gemeinsame Ursache haben, die mit einem Ungleichgewicht im Darm zusammenhängt. Dieses Ungleichgewicht, einschließlich SIBO (Überwucherung von Dünndarmbakterien) und Leaky Gut (Darm Permeabilitätsstörung) wurde tatsächlich in Forschungen sowohl mit Schilddrüsenerkrankungen als auch mit Histaminintoleranz und einem Mastzellaktivierungssyndrom in Verbindung gebracht. Wer es genauer wissen will, darf sich die Studien dazu hier, hier und hier einverleiben. Für die Short-Reader halte ich fest: Ja, SIBO und Dysbiose können auch zu einer verminderten DAO-Produktion, einer erhöhten Menge histaminproduzierender Darmbakterien und einer erhöhten Mastzellaktivierung führen.

Und was habe ich nun? Eine Histaminintoleranz, ein MCAS, Hashimoto?
Oder gleich die ganze nette Palette?

Diese Frage stellt sich, ist aber nicht leicht zu beantworten. Schilddrüsenerkrankungen wie Hashimoto können zu sehr unterschiedlichen Symptomen in quasi eh jedem Bereich des Körpers führen. Von daher werden „unspezifische“ Symptome gern automatisch mit der Schilddrüse in Verbindung gebracht, selbst wenn das Problem tatsächlich ganz wo anders liegt. Um zu verdeutlichen, was ich damit meine, habe ich die sich überschneidenden Symptome kurz aufgelistet.

Hashimoto, Histaminintoleran und MCAS: Eine Auflistung der überlappenden Symptome.
Bedenke bitte trotz aller Gemeinsamkeiten, dass Symptome wie Müdigkeit und Verstopfung Anzeichen für viele Krankheitsbilder sein können, und dass die Symptome des Mastzellaktivierungssyndroms, der Histaminintoleranz und der Schilddrüsenerkrankungen sehr individuell sind.
Ähm, und was soll ich jetzt tun? Was ist genau mein Learning?

Wenn Deine Symptome einer Hypothyreose oder Hyperthyreose trotz Schilddrüsenhormonen bleiben, liegt möglicherweise als zusätzliche Komponente eine Mastzellaktivierung (oder Histaminintoleranz) vor – und umgekehrt. Bedeutet das, dass Du an einem Mastzellaktivierungssyndrom und nicht an einer Schilddrüsenerkrankung leidest? Nein. Remember: All is connected. In anderen Worten: Es kann etwa sein, dass eine gewisse Instabilität der Mastzellen und eine chronische Entzündung vorliegt, die zu einem Ungleichgewicht der Schilddrüsenhormone beiträgt. Im Fall des Falles, solltest Du eine eventuell vorliegende Aktivierung der Mastzellen abklären, und als einen zugrunde liegenden Prozess betrachten, der angegangen werden kann. Wenn ein Ungleichgewicht im Darmmikrobiom eine Ursache sowohl für Hypothyreose als auch für Histaminprobleme ist, kann die Behandlung dieses Ungleichgewichts des Darms helfen, beides zu beheben. Übrigens wurde bei mir selbst zuerst Hashimoto, und viele Jahre danach erst ein MCAS diagnostiziert. Meine Geschichte kannst Du hier nachlesen.

Du möchtest jetzt auch noch mehr zur Connection Melatonin und Mastzellen wissen? Dann lies diesen Artikel hier! Und auch zu Quercetin gibt es Lesestoff!

Alexandra Binder About Author

Journalistin, Hashimoto-Hero, Kochwunderwaffe, Achtsamkeits-Anfängerin

2 Comments

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    Elisabeth Eberle
    8. März 2024 at 9:03

    Hallo Alexandra, wie behandelst du deine Hashimoto, mit oder ohne Hormone? Ich habe schon seit ich 22 bin eine latente UF der SD aber sie sah immer gut aus – daher nahm ich 30 Jahe nur mini Dosis L-Thyroxin und es ging mir gut damit. Vor 6 Jahren begannen bei mir erst langsam dann aber quasi über Nacht mir Donner & Doria eine Histaminintoleranz. Die besserte sich nur quälend langsam aber doch immerhin etwas bis phasenweise ganz ordentlich unter streng histaminarmer Diät. Irgendwann lies ich die kleine Dosis SD-Hormone weg, da meine Werte eher etwas niedriger ( also eigentlich gut ) waren und lt Ulraschsll die SD bis auf ganz leicht unruhiges Gewebe unauffällig aussah. Ab Jan 23 ging es mir aber plötzlich schlechter und insgesamt nur abwärts und mittlerweile habe ich ein MCAS attestiert. Derzeit bin ich arbeitsunfähig …. Jetzt wurde mal wieder SD Kontrolle gemacht TSH 5,3 ( laut Schulmedizin ja alles bestens … ) ft 3 und ft 4 interpretierte die Hausärztin auch alles als „normal “ lediglich bei MAK um 233 wurde sie plötzlich stutzig und machte mir dann auch prompt einen Ultraschall, aber siehe da, nach meiner letzten Konrolle in 2019 sieht meine Schilddrüse jetzt plötzlich nach Hashimoto aus!!!! Also hat sie mir postwendend Euthyrox 25 mg verschieben. Von MCAS hat sie 0,0 Ahnung allerdings… Ich nahm mal nur 1/2 Tablette- die hatte ich aber ein paar Stunden später, qua bestimmter SideEffekt deutlich gespürt, aber diese verschwanden dann nach einer halben Stunde, uff. Gestern probierte ich dann morgens 1/4 der L-Thyroxin Tablette und es folgte bereits ab Mittag einer meiner schlechtesten Tage seit einer Woche ( die eigentlich ein Aufwärtstrend waren ) und der Abend und meine Nacht waren übel … Sorry für den langen Text – aber Schreiben ist auch mein Beruf 😉 ( wobei das hiermit ja nichts zu tun hat, klar ) ABER Du bist echt die einzige, bei der ich im Zusammenhang mit MCAS was über Hashimoto gefunden habe, und ich danke dir dafür!
    Deswegen würde mich so brennend interessieren, wie du mit diesem Trio infernale umgehst …
    (Ärzte sind ja meist Fehlanzeige leider )
    Liebe Grüße-und ich finde deine Seite ganz prima!!

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    • Alexandra Binder
      Alexandra Binder
      9. März 2024 at 16:56

      Liebe Elisabeth, danke für den langen Kommentar! Ich weiß, wie herausfordernd es sein kann, mit Hashimoto und MCAS umzugehen. Was mit sehr geholfen hat, ist, auf die L-Thyroxin Tropfen von Henning umzusteigen, weil Du damit die Füllstoffe ausschließt. Oft sind es die Füllstoffe, auf die MCASler:innen reagieren, gar nicht das L-Thyroxin selbst. Außerdem ist der Wirkstoffe schon gelöst, der Körper muss das nicht mehr selbst tun. Meine Werte sind damit wesentlich besser geworden. Aber auch da würde ich vorsichtig steigern. Ein Tropfen enthält 5 Mikrogramm L-Thyroxin. Zur Frage, ob ich L-Thyroxin nehme. Ja, das mache ich, meine Schilddrüse ist sehr klein, nur mehr 3 ml, ich brauche die Medikation, und das ist auch total ok für mich, und ich komme gut damit klar. PS: Wenn Dir meine Seite gefällt und sie hilfreich ist, bitte schau Dir das Abo-Angebot an, und schließe eines ab. Das Projekt steht knapp vor dem Aus leider.

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