Achtsamkeit / Seelenfutter

Metta Meditation

Eine Frau sitzt in der Natur auf einem Berg bei einer Metta Meditation.

Mal ehrlich: Wie oft betrachtest Du Dich selbst mit Wohlwollen? Nicht so Deine Stärke? Du bist mehr der Typ, der sich im inneren Dialog gern mit „selten dämlich“ und anderen unfeinen Ausdrücken beschimpft? Dann kommt die nun folgende Metta Meditation im richtigen Augenblick, um mehr Liebe für Dich und andere zu entwickeln.

„Wie blöd kann man sein? Das gibt’s ja nicht. Ich will über Metta Meditation schreiben und finde das Buch von Jack Kornfield dazu nicht. Typisch, ich verlege dauernd was“, wüte ich lautstark rum. „Metta? Die Meditation der liebenden Güte?“, fragt der Z. aka Cyros Zorriasatayni, der diplomierte Buddhist, wie ich ihn gern liebevoll nenne. Hey, er hat einen einjährigen Buddhismus-Lehrgang bei Bhante Dr. Seelawansa Wijayarajapura Maha Thero besucht, samt einer zweitägigen Abschlussprüfung auf der Pali University. „Jep, genau, Metta.“ „Dann hast Du gerade ein anschauliches Gegen-Beispiel geliefert“, meint er. „Klugscheißer“, denke ich. Aber dann gibt er mir Stoff zum Nachdenken. „Du bist ziemlich grob mit Dir umgegangen, warst sehr ungeduldig mit dir selbst. Liebende Güte war da keine dabei.“

Metta Meditation: Damit ich mir keine imaginäre intolerante Mutter mehr bin

Metta – übersetzt liebende Güte – beschreibt Buddha in einer Lehrrede als vergleichbar mit der Liebe einer Mutter zu ihrem Kind. „Heute“, sagt der Z., „warst Du Dir eine ziemlich intolerante Mutter.“ „Stimmt“. Bist Du Dir auch so eine Intoleranzler-Mutter? Dann versuch Metta-Meditation.

Dabei geht es darum, eine freundlich-wohlwollende Haltung gegenüber allen fühlenden Wesen zu entwickeln. Uns selbst gegenüber, nahestehenden Menschen, neutralen, und sogar Nervensägen. Aber lassen wir das besser noch einmal den Experten erklären:

Deine Metta Meditation

Wie hat sich die Meditation angefühlt?

Kam es Dir ein wenig eigenartig vor, Dir selbst zu wünschen „Möge ich gesund sein.“ „Möge ich sicher sein“, „Möge ich glücklich sein“? Ja, anfangs kann sich das befremdlich anfühlen. Aber ich schwöre, es wird normal. Ich wünsche mir mittlerweile selbst auch im Alltag manchmal Gutes, beim Einkaufen und arbeiten zb. Und der eingangs zitierte Jack Kornfield, ehemaliger buddhistischer Mönch in einem thailändischen Waldkloster, bringt es so auf den Punkt:

„Das Gefühl liebender Güte entwickelt sich, wenn wir Metta über Tage, Wochen, Monate hinweg tausende Male wiederholen. Zu Anfang ist es schwierig, sich selbst zu lieben. Und doch ist es eine machtvolle Praxis, denn was wir an uns selbst nicht lieben, können wir auch an anderen nicht akzeptieren.“

Jack Kornfield

Was aber sagt eigentlich die Forschung?

Fakt ist: Metta rückt immer mehr ins Zentrum der Forschung. Eine Studie an der Stanford University zeigte, dass bereits eine tägliche fünfminütige Metta-Meditation dazu führte, dass sich Individuen sozial verbundener fühlten und positiver auf unbekannte Menschen reagierten. Barnhofer et al. wiesen 2010 nach, dass Metta bei Freudlosigkeit und Niedergeschlagenheit (depressive Verstimmungen) gute Dienste leisten kann. Und auch bei chronischen Schmerzen wirkt Metta. Insbesondere erfolgreich war die Methode bei Menschen mit Arthritis, sowie bei chronischen Rücken- und Nackenschmerzen. (Rosenzweig et al. 2010).

Last but noch least gibt es noch eine sehr spannende Studie, in der die Länge der Telomere von Menschen mit Metta-Erfahrung mit einer Kontrollgruppe verglichen wurden. Speziell bei Frauen zeigte sich, dass die Telomere signifikant länger wurden, wenn sie Metta geübt hatten. Woraus man durchaus schließen kann, dass die Metta-Praxis die Lebenserwartung erhöhen könnte.

Den Fokus neu setzen

Tut sich aber auch im deutschsprachigen Bereich etwas? Definitiv. Unter anderem erforscht der Psychologe und Psychotherapeut Prof. Ulrich Stangier Metta Meditation an der Goethe-Universität in Frankfurt. In einer sehr interessanten Therapiestudie, die von 2017 bis 2019 ging, wurde eruiert, wie Metta-Meditation bei Menschen mit chronischer Depression wirkt, die teils schwere Kindheits-Traumata hatten. Das Ergebnis war überaus positiv, und ist hier sowie hier nachzulesen (die genauen Studienergebnisse wurden von der Goethe Universität leider offline genommen).

Bei vielen Patientinnen und Patienten führt Wohlwollen zu einem Aha-Erlebnis; das ist genau etwas, was ihnen fehlt im Leben.

Prof. Ulrich Stangier

Dass die Studie so erfolgreich war, liegt vermutlich an ihrem Fokus. Während bei den meisten gängigen Studien das Leiden im Mittelpunkt steht, setzten die Frankfurter Forscher mit dem Fokus auf Metta einen anderen Schwerpunkt. Gut, oder? In diesem Sinne: Verändern wir den Fokus. Möge es Dir gut gehen! Möge es mir gut gehen!

Du willst mehr von Cyros Zorriasatayni lesen? Hier erklärt er, wie Achtsamkeit Dir im Alltag hilft!

Weitere Forschung zum Nachlesen:

Alexandra Binder About Author

Journalistin, Hashimoto-Hero, Kochwunderwaffe, Achtsamkeits-Anfängerin

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