Na? Sind Deine Tage vor den Tagen auch oft die Hölle? Dann solltest Du hier weiterlesen. Denn es gibt eine ungute Connection zwischen PMS und Histamin, die daran schuld sein könnte. Der kanadische Mediziner und Mastzellspezialist Dr. John Gannage beschreibt sie. Und er zeigt Dir Wege, wie Du aus dieser Spirale kommst!
Prolog. Sind wir uns mal ehrlich: Ich (Alexandra) hatte sie, Du vielleicht auch, die Freundin von der Dings, Tante E., und zigtausend andere Frauen. PMS-Symptome kommen so häufig vor, dass wir sie eh schon für normal und unvermeidlich halten. Nur: Das ist ganz und gar nicht der Fall. PMS-Symptome, die Einfluss auf Dein Leben nehmen, sind alles andere als normal.
PMS und Histamin: Double Trouble
Einen möglichen Zusammenhang zwischen PMS und Histamin haben tatsächlich schon relativ alte Studien gezeigt. Genauer gesagt, zwischen Histaminintoleranz, erhöhter Mastzellaktivierung und Menstruationsbeschwerden. Eine 1987 in Medical Hypotheses veröffentlichte Studie ergab etwa, dass eine Histaminintoleranz das Risiko gutartiger fibrozystischer Veränderungen in der Brust erhöhen kann. Das könnte erklären, warum die Brüste in der prämenstruellen Phase oft spannen und schmerzen. Eine weitere Studie, 1990 im European Journal 01 Obstetrics & Gynecology and Reproductive Biology publiziert, zeigte, dass eine Aktivierung von Mastzellen und eine starke Histaminfreisetzung zu übermäßigen Uterusblutungen und starken Perioden führen. Woraus sich verstärkte Regelschmerzen und Krämpfe vor und während der Blutung erklären können.
Die neuere Forschung
Neuere Studien fanden eine ähnliche Connection zwischen PMS und Histamin. Eine 2002 in Ginekol Poland veröffentlichten Studie bestätigt, dass Histaminrezeptoren eine entscheidende Rolle im Menstruationszyklus spielen. Eine chemische Verbindung namens Prostaglandin bewirkt, dass sich Deine Gebärmutter zusammenzieht und die Gebärmutterschleimhaut abstößt. Ein höherer Prostaglandinspiegel und diese Kontraktionen verursachen Schmerzen und Krämpfe. Aber erklärt das wirklich schon alles?
Dein Körper schüttet vor und während der Periode Histamin aus, um die Kontraktion der Gebärmutter zu unterstützen. Dieser erhöhte Histaminspiegel stellt möglicherweise nicht für jede Frau ein großes Problem dar. Wenn Du aber bereits an einer Histaminintoleranz leidest, oder in dieser Zeit viele histaminreiche Lebensmittel isst, kann es zu einer Überlastung des Körpers kommen. Das könnte die Connection erklären.
Dr. John Gannage
Viele Symptome von PMS und PMDD (Prämenstruelle dysphorische Störung – eine schwere PMS-Form, die etwa 3-8% der Frauen in ihren Fortpflanzungsjahren betrifft) ähneln den Symptomen einer Histaminintoleranz. Darunter Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Angstzustände und Brainfog. Weil sich Symptome überschneiden können, können die einer Histaminintoleranz ähnliche Symptome von PMS verstärken.
Aber warum sind es vor allem Frauen, die auf Histamin reagieren?
Schätzungen zufolge sind etwa 80 % der Menschen, die an einer Histaminintoleranz leiden, Frauen. Darüber hinaus berichten viele über eine Verschlechterung ihrer Symptome kurz vor ihrer Periode. Die Antwort auf die Frage, warum in der Regel Frauen von Histaminintoleranz betroffen sind, hat mit Östrogen zu tun, dem wichtigsten weiblichen Sexualhormon.
Östrogen, das während des Eisprungs und kurz vor Deiner Periode in höheren Konzentrationen vorkommt, aktiviert die Mastzellen, die Histamin freisetzen. Darüber hinaus reguliert Östrogen auch die DAO, ein Enzym, das für den Abbau von Histamin verantwortlich ist. Einfach ausgedrückt, erhöht Östrogen den Histaminspiegel, und führt zu Histaminintoleranz-Symptomen, von Verdauungsstörungen bis hin zu Kopfschmerzen und Herzklopfen. Dazu kommt, dass Histamin, sobald es freigesetzt wird, die Eierstöcke stimuliert, was zur Produktion von mehr Östrogen führt. Womit wir bei einer Art Teufelskreis sind.
PMS und Histamin: Östrogen stimuliert die Mastzellen
Halten wir also fest: Östrogen beeinflusst Deinen Körper auf vielfältige Weise. Eine dieser Aufgaben besteht darin, Deine Mastzellen zu stimulieren, mehr Histamin freizusetzen. Mehr Östrogen bedeutet eine stärkere Stimulation der Mastzellen, eine stärkere Histaminreaktion und ein höheres Risiko einer Histaminintoleranz. Eine 2012 in Frontiers in Immunology veröffentlichte Studie hat herausgefunden, dass Östrogen Deine Mastzellen anregen und sogar eine asthmatische Reaktion hervorrufen kann. Das hat eine 2013 in Current Opinions in Allergy and Clinical Immunology veröffentlichte Studie bestätigt: Ein hoher Östrogenspiegel kann zu histaminbedingten Allergien und Asthma beitragen. Wenn Du also unter einer Östrogendominanz leidest, verstärkt diese eine schon vorhandene Histaminintoleranz, und ihre Symptome. In anderen Worten: Eine Kombination aus Östrogendominanz und Histaminintoleranz kann Dein Risiko und Deine Symptome für PMS erheblich erhöhen. Umgekehrt kann ein normaler Östrogenspiegel in Kombination mit einem gesunden Lifestyle aber auch dazu beitragen, Deinen Histaminspiegel niedrig zu halten.
Die Beziehung zwischen Östrogen und Histamin
Der Zusammenhang zwischen Östrogendominanz und Histaminintoleranz ist also obligat. Eine weitere interessante Komponente der Beziehung zwischen Östrogen und Histamin ist das Potenzial für ein hormonelles Chaos, das durch eine schwankende tägliche Histaminaufnahme verursacht wird, was wiederum zu Schwankungen des Östrogenspiegels führen kann (was sich auf die Stimmung auswirken kann). All das könnte erklären, warum Du mit unangenehmen PMS- oder PMDD-Symptomen kämpfst. Und ein Grund für verstärkte histaminbedingte Symptome in anderen Phasen Deines Menstruationszyklus sein, etwa Krämpfe zu Zyklusbeginn oder Schmerzen während des Eisprungs.
Gibt es auch andere Gründe für PMS?
Natürlich gibt es über die Histaminintoleranz hinaus noch andere mögliche Probleme, die Symptome von PMDD oder schwerem PMS verursachen, oder dazu beitragen:
Wenn Du nicht sicher bist, ob eine Histaminintoleranz Dein Hauptauslöser ist, kannst Du versuchen, ein Antihistaminikum einzunehmen. Trägt das zur Linderung Deiner PMS-Symptome bei, ist es eine gute Idee, sich mit einer Histaminintoleranz zu befassen. Hast Du jedoch mit einer Kombination mehrerer Probleme zu kämpfen, helfen Antihistaminika möglicherweise nicht, selbst wenn eine Histaminintoleranz eine Rolle spielt.
So verbesserst Du PMS, Histaminintoleranz und Östrogendominanz
Um den Kreislauf aus PMS, Histaminintoleranz und Östrogendominanz zu durchbrechen, empfehle ich Dir folgende Schritte:
- Folge einer histaminarmen, antientzündlichen Diät:
Um Deine Histaminintoleranz, aber auch Entzündungen zu reduzieren, und Deine hormonelle Gesundheit zu unterstützen, empfehle ich Dir, viele vollwertige, histaminarme, entzündungshemmende und nährstoffreiche Lebensmittel zu essen. Trenn Dich von raffiniertem Zucker, raffiniertem Öl, frittierten Lebensmitteln, Zusatzstoffen, künstlichen Zutaten, übermäßig verarbeiteten Lebensmitteln, solchen mit hohem Histamingehalt, DAO-Enzym-blockierenden und histaminfreisetzenden Lebensmitteln (Anm.: Die Sighi-Liste ist hier eine gute Grundlage). Iss stattdessen viel nährstoffreiches, histaminarmes Gemüse, Obst, Sprossen, Kräuter, Fleisch von Weidetieren, Geflügel und Eier aus Weidehaltung, sowie frischen, wild gefangenen Fisch. - Versuche eine DAO-Enzym-Ergänzung vor Deinen Tagen
Maßnahmen zur Vermeidung von Histaminüberschüssen in der Nahrung und eine DAO-Enzym-Nahrungsergänzung können dazu beitragen, die mit PMS verbundenen Symptome sowie Menstruationsbeschwerden und -schmerzen zu lindern (da diese durch hohe Östrogenspiegel verursacht werden, die wiederum durch hohe Histaminspiegel verursacht werden können). - Achte auf Dein Histaminfass
Ernährung ist nicht alles. Dein Lifestyle hat einen sehr großen Einfluss darauf, ob Du Dein Histaminfass füllst. Achte nachts auf sieben bis neun Stunden erholsamen Schlaf (Anm.: Bitte hör Dir dazu dieses Interview an). Bewege Dich regelmäßig, reduziere Deinen Stresspegel (Anm.: etwa durch Meditation, Metta Mediation, oder Yoga Nidra), und die Belastung durch Umweltgifte. - Achte auf Deinen Darm
Ein schwaches Mikrobiom, wie auch generell Darmprobleme, können Deine Östrogendominanz, PMS-Symptome und auch eine Histaminintoleranz verstärken. Weicher Stuhl und Verdauungsproblemen vor und während Deiner Periode lassen sich oft auf Darmprobleme zurückführen. Auch hier hilft eine darmfreundliche, antientzündliche Ernährung, präbiotikareiche Lebensmittel und ein Probiotikum ohne histaminbildende Stämme (betrachte das verlinkte Produkt als eine Empfehlung von mir, Alexandra) - Vermeide Xenoöstrogene
Xenoöstrogene sind hormonähnliche Verbindungen, die in herkömmlichen Reinigungs-, Körper- und Beautyprodukten, Kunststoffen, Parfüms, Lufterfrischern und anderen Produkten vorkommen, die Chemikalien enthalten. Sie können Östrogen imitieren, die Östrogendominanz verstärken, und damit verbundene Gesundheitsprobleme verursachen. Ich empfehle Dir, Produkte voller Xenoöstrogene und Chemikalien durch biologische Alternativen zu ersetzen. (Anm.: Naturkosmetik ist nicht Bio) - Vermeide hormonelle Verhütungsmittel & synthetische Hormonersatztherapien:
Hormonelle Empfängnisverhütung, synthetische Hormonersatztherapie und andere synthetische Hormonbehandlungen können eine Östrogendominanz und damit verbundene Probleme verstärken. Wenn bei Dir Symptome einer Östrogendominanz, Histaminintoleranz, PMS oder PMDD auftreten, bitte sprich mit Deinem Arzt/Deiner Ärztin darüber, ob und wie Du diese Medikamente reduzieren, absetzen oder durch bioidente Hormone (Anm.: bitte hör Dir dazu dieses Interview an) ersetzen kannst.
Dr. John Gannage
ist funktioneller Mediziner aus Kanada, spezialisiert auf die Rolle der Mastzellen bei chronischen Krankheiten. Er hat das Markham Integrative Medicine-Zentrum gegründet.
https://integrative-medicine.ca
*Dieser Text stammt inhaltlich von Dr. John Gannage, funktioneller Mediziner und Mastzellspezialist aus Kanada.
Übersetzung: Mag. Alexandra Binder
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