Samstags kriege ich jetzt immer Männerbesuch. Der Mann ist mir bekannt, was in seinem prall gefüllten Sack steckt, nicht immer. Denn bedauerlicher Weise stellt er mir seine regionale Biokiste kontaktlos vor die Türe.
Letztens dabei: Grünkohl – juhu, erkenne ich, roter Grünkohl – warum bitte heißt der so, wenn er doch grün ist? Toskanischer Palmkohl – die totale Unbekannte. Flower Sprouts – selbiges, violette Broccolini – detto. Und ein Sack voll so genannter Leafy Greens. Gut, ich bilde mir ja ein, regional und bio muss sein, was auf den Teller kommt.
Was steckt drin? Grünzeug aus der Region
Jetzt habe ich den Salat. Und den Kohl. Gefühlte zwei Kilo. Den besten der Welt, nebenbei bemerkt. Doch was tun, wenn man die regionale Biokiste herrliches Gemüse beinhaltet, das Du zum ersten mal siehst? Vorexerzieren wir das mal an den Broccolini, auch Purple Sprouting Broccolli genannt.
Google, meine regionale Biokiste präsentiert Broccolini? Was ist das?
So kommt man drauf, dass Broccolini, auch Bimi, Spargelbrokkoli oder Spargoli genannt, eine relativ neue Gemüseart aus Japan sind. Hinter dem Grünzeug aus meinem Biokistl steckt eine Kreuzung aus Gai Lan (auch Kailan oder Chinesischer Brokkoli) und unserem Brokkoli. Es schmeckt nach irgendwas zwischen Brocooli und Spargel und hat viel Vitamin C, fast so viel wie Orangen. Außerdem punktet er mit Vitamin A, Eisen, Folsäure und Kalzium. Und was tut man am besten damit? 10 bis 15 Minuten in Salzwasser kochen und darauf achten, dass die Blütenstände nicht zerfallen. Angerichtet habe ich ihn mit zerlassenem Ghee, dazu passen im Druckkochtopf gekochte Kartoffeln (wegen der Lektine. Dazu sei gesagt, dass Anti-Lektinpapst Steven Gundry sie nicht empfiehlt). Übrigens sind auch die jungen, zarten Blätter, die mit dabei sind, essbar und passen, wie Spinat zubereitet, zu Fischgerichten oder Lammfleisch.

Das Sackerl voller grüner Blätter haben wir diesmal in selbsternannten Grünkraft-Knödeln vermantscht, natürlich glutenfrei. Rezept wird nachgereicht. Und den ganzen Kohl? Der wurde bereits mehrfach zum Süßkartoffel-Kohl-Auflauf. Wobei ich ehrlicherweise auch da erst mal recherchieren musste, um überhaupt Rezepte dafür zu finden. Ich meine, wer kocht heute noch Kohl? War das nicht so ein Zweiter-Weltkriegs-Gemüse? Falsch. Wir kennen nur in der Regel saisonales Gemüse gar nicht mehr, weil wir rund ums Jahr sowieso volle Regale mit allem haben, was das Herz begehrt. Wo habe ich mein Auflauf-Rezept gefunden? Bei der Gemüsekiste Salzkammergut
Kreativ denken, Rezepte umbauen
Bei der Gemüsekiste gibt es einen unglaublichen Rezeptfundus. Nur kocht man dort weder gluten-, hühnerei- noch milchproduktefrei. Hat mich das abgehalten? Nein. Ich bin dafür, sich auszuprobieren, kreativ zu sein und Rezepte einfach umzumodeln. In diesem Fall habe ich einfach den Pfeffer weggelassen, und 50 g geriebenen Bergkäse, 1 Ei und 100 g Crème fraîche mit 7 Wachteleiern und 200 Gramm Kokosjoghurt, gewürzt mit frisch geriebenem Muskat, ersetzt. Wenn Du magst, kannst Du noch Büffelmozzarella obendrauf packen. Hat perfekt funktioniert.
Ich bin Team regionale Biokiste: „Kauf beim Bauern“
Woher kommt – oder besser kam – mein Gemüse eigentlich? Von Christoph Totter von Légumes Vienna. Er war der Mann meines Vertrauens, und führte bis vor kurzem eine kleine Ein-Mann-Stadtlandwirtschaft in Wien, arbeitete ohne Chemie, und setzte statt dessen auf Permakultur-Methoden. Das ungute Update: Leider hat er die Landwirtschaft aufgegeben. Aber ich bin davon überzeugt; mit ein bisschen Recherche findet sich ein weiterer verehrenswürdiger Gemüsebauer oder -bäuerin, die bis vor meine Haustür liefert.
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