Schon mal von Oxymel gehört? Diesem traditionellen Tonikum aus Apfelessig, Honig & Pflanzen? Ja, aber du hast es sofort wieder verworfen, weil Apfelessig bei Histaminproblemen oder MCAS oft nicht gut geht? Die gute Nachricht: Ich habe ein histaminarmes Oxymel entwickelt – mit Verjus, dem Saft unreifer Trauben. Milder im Geschmack, verträglich, histaminärmer. Und mit einem ganz eigenen Reiz. Aktuell kombinieren wir es mit Fichtenwipfeln.
„Ich setze gerade Oxymel an“, erzähle ich Alexandra letztens am Telefon. Mit einem genialen Trio: Fichtenwipfel, Honig, und Apfelessig. Diese frischen, leicht harzig und zitronigen Wipferl . . . Sie schmeicheln der Süße des Honigs und der Säure des Essigs echt.“ „Hach“ seufzt sie darauf „ich beschränke mich darauf, die Maiwipferl zwischen den Fingern zu zerreiben, und daran zu riechen. Dieser Geruch, herrlich. Aber Essig ist der Endgegner gerade. Was gäb ich für ein histaminarmes Oxymel.“ Das war der Augenblick, in dem mein Hirn begann, nach einer Alternative zu suchen. Dann habe ich mich schlau gemacht. Und bei kräuterkundigen Menschen nachgefragt. Geht Oxymel eigentlich auch mit Verjus als Ausgangsbasis? Ich meine, warum eigentlich nicht? Aber bevor wir die Frage klären, braucht es noch etwas Geschichte.

Ein histaminarmes Oxymel mit Verjus statt Essig: Geht das?
Klar ist: Klassisches Oxymel wird seit der Antike aus Essig und Honig hergestellt. Es gilt als altes Hausmittel mit vielseitiger Wirkung – zur Stärkung des Immunsystems, bei Erkältungssymptomen oder einfach als belebendes Tonikum. Aber gerade bei Histaminproblemen oder empfindlicher Verdauung ist Apfelessig oft ein Problem. Womit wir auch schon beim Verjus sind. Verjus ist der Saft unreifer, grün geernteter Trauben. Er schmeckt säuerlich, ist aber deutlich milder als Essig und histaminarm, weil unfermentiert. Lässt sich Oxymel nun mit Verjus herstellen? Ja, ganz problemlos. Honig bringt von Natur aus konservierende Eigenschaften mit, Verjus die leicht saure Umgebung. Die Mischung ist zwar nicht ganz so lange haltbar wie ein klassisches Oxymel mit Essig, eignet sich aber sehr gut zur frischen Zubereitung in kleineren Mengen. Da Verjus milder ist als Essig, braucht es auch kein klassisches 3:1-Verhältnis wie bei Apfelessig-Oxymel. Für ein ausgewogenes Tonikum reicht ein Verhältnis von 2:1 (Honig zu Verjus). Wenn du es kräftiger und säuerlicher magst, kannst du auf 1:1 gehen.
Die wichtigsten Unterschiede auf einen Blick
- Der Säuregehalt: Verjus ist milder und magenfreundlicher als Essig
- Histaminverträglichkeit: Verjus ist histaminarm, fermentierter Essig leider nicht
- Haltbarkeit: Oxymel mit Essig ist durch den hohen Säuregehalt länger haltbar. Verjus-Varianten sollten kühl gelagert und innerhalb von ein bis drei Monaten verbraucht werden
- Geschmack: Oxymel mit Verjus schmeckt feiner, weniger scharf und harmoniert besonders gut mit frischen Kräutern oder Pflanzen wie Fichtenwipfeln, Holunder oder Zitronenmelisse
Die Fichtenwipfel: Das Beste, was der Mai als Zutat zu bieten hat
Man könnte die jungen Fichtentriebe roh essen, wenn sie ganz jung sind. Oder die mit Zucker zu Sirup verarbeiten. Salz verwandelt die zitronigen Wipfel in ein frühlingsfrisches Würzmittel. Heute entscheiden wir uns aber für die gesündeste und gemacklich genialste Form: Wir stellen ein histaminarmes Oxymel aus den Fichtenwipfeln oder Maiwipferln her. Dafür werden wir sie, wie schon erwähnt mit Honig und Verjus ansetzen.

Warum gerade Fichtenwipfel? Nun, junge Fichtennadeln sind nicht nur reich an ätherischen Ölen, sondern enthalten auch viel Vitamin C. Eine Studie hat gezeigt, dass frische Maiwipferl bis zu 406,7 mg Vitamin C pro 100 g Trockengewicht enthalten können. Sie sind für ihre durchblutungsfördernde Wirkung bekannt und haben entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften, Stichwort ätherische Öle. Bereits seit dem Mittelalter wurden die Nadeln der Fichte zu Heilzwecken eingesetzt. Schon Hildegard von Bingen oder Hieronymus Bock wussten um die wirksamen Kräfte. Und in China ist Oxymel sogar offiziell als Heilmittel anerkannt. Und wenn du jetzt richtig auf den Wildkräuter-Geschmack gekommen bist, dann schau dir das Rezept für Löwenzahnhonig an! Deine Leber wird es mögen!
Die Anwendung
Das histaminarme Oxymel pur, also löffelweise, ist ein Elixier und Stärkungsmittel. Mit Wasser oder Mineralwasser verdünnt wird es zum Durstlöscher. Mit warmem Wasser schluckweise getrunken steigert es das Wohlbefinden. In der Küche ist es ein Würzmittel oder eine Marinade für Salate, Saucen oder Grillfleisch. Interessant ist Oxymel auch als sommerlich, spritziges Getränk mit (histaminarmem) Schaumwein, falls du ihn verträgst.
Histaminarmes Oxymel mit Verjus und Fichtenwipfeln
Kochutensilien
- 1 Glasgefäß 400-500 ml
Zutaten
- 180 g Honig
- 90 ml Verjus, wenn du es saurer magst nimm 180 ml (1:1 Verjus und Honig)
- 20-25 g frische Fichtenwipfel (zwei lockere Handvoll)
Anleitungen
- Fichtenwipfel nur trocken ausschütteln (nicht waschen) und grob zerkleinern.
- In ein sauberes Glas (mind. 300 ml Fassungsvermögen) geben.
- Verjus und Honig gut verrühren.
- Die Mischung über die Wipfel gießen, bis alles bedeckt ist.
- Glas verschließen und bei Zimmertemperatur 3–4 Wochen ziehen lassen (nicht in der Sonne).
- In den ersten Tagen täglich schwenken, später nur noch gelegentlich.
- Nach der Ziehzeit abseihen, in eine saubere Flasche füllen und im Kühlschrank lagern.
Notizen
- Kleinere Mengen ansetzen, da die Haltbarkeit kürzer ist als bei Essig-Oxymel
- Für Kinder unter 1 Jahr nicht geeignet (wegen Honig)
- Ideal bei empfindlicher Verdauung oder wenn Apfelessig nicht vertragen wird
- Verjus ist milder als Essig – deshalb genügt meist ein Verhältnis von 2:1 (Honig zu Verjus). Wer es kräftiger mag, nimmt 1:1. Das klassische 3:1-Verhältnis aus der Essigversion brauchst du hier nicht.
No Comments