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Ist rotes Fleisch wahrscheinlich krebserregend?

Mann isst rohes rotes Fleisch, Symboldbild zur Fragestellung: Ist rotes Fleisch wahrscheinlich krebserregend?

Rotes Fleisch ist wahrscheinlich krebserregend. Es drohen aber auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Entzündungen. Das sagt die WHO. Doch stimmt das? Nein, sagt ein Forscherteam von NutriRECS nach einer Metastudie. Also rehabilitieren wir an dieser Stelle das rote Fleisch.

Du trägst dich mit dem Gedanken, dich an der antientzündlichen Ausschlußdiät AIP zu versuchen? Denkst dir aber: „So viele tierische Nahrungsmittel, und wahrscheinlich ist rotes Fleisch krebserregend.“ Das ist ein gängiger Gedanke. Also schauen wir uns die Sache mit dem roten Fleisch mal näher an. Und da zeigt sich: Manchmal geht die Reise von Pfui nach Hui ganz schnell. Tatsächlich ließ man uns lange glauben, dass rotes Fleisch warscheinlich krebserregend ist, Infarkten und Diabetes Vorschub leistet, und die Sterblichkeit erhöht. Also wurde uns geraten, rotes Fleisch so gut wie möglich zu meiden.

Ist rotes Fleisch wahrscheinlich krebserregend? Laut WHO ja.

Glaubwürdig war’s auch noch, kamen die Informationen doch von der WHO, der Weltgesundheitsorganisation. Aber Achtung: Erstens, hinterfrage jede Empfehlung. Denn, zweitens: ein Forscherteam aus sieben Ländern erteilt genau diesem Lebensmittel ebenso glaubwürdig jetzt die Absolution. Gut, das passiert jetzt nicht das erste Mal, dass als riskant eingestufte Nahrung plötzlich wieder das Label unbedenklich verliehen wird. Denken wir nur an Butter oder Eier, die ewig verpönt waren, und heute wieder voll rehabilitiert sind. Remember, da ging es um das böse Cholesterin.

  • Laut der offiziellen WHO-Presse-Erklärung wurde rotes Fleisch als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ eingestuft. Die Arbeitsgruppe bestand aus 22 Expert:innen aus 10 Ländern.
  • Es gab positive Assoziationen zu Darmkrebs („colorectal cancer“) sowie Hinweise auf Zusammenhänge mit Bauchspeicheldrüsen- und Prostatakrebs.
  • Mögliche Mechanismen: Bildung krebserregender Verbindungen beim Kochen bei hohen Temperaturen (z. B. heterozyklische aromatische Amine, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) oder durch Pökeln (z. B. N-nitroso-Verbindungen).
  • Für rotes Fleisch war die Evidenz limitiert, also nicht vollständig sicher, und mechanistische Hinweise wurden als stark gewertet.

Eine Metastudie von NutriRECS widerlegt die These

Wer genau wirft diesmal die Ernährungsempfehlungen über den Haufen? NutriRECS (Nutritional Recommendations Consortium), ein Zusammenschluss von Ernährungs- und Gesundheitswissenschaftern aus sieben Ländern. Sie sind nach einer Metaanalyse zum Schluss gekommen: Alles gut, konsumiert rotes Fleisch weiter wie bisher. Das hieße übrigens, drei bis viermal in der Woche rotes Fleisch zu essen. Denn das tun Nordamerikaner und Europäer im Schnitt. Veröffentlicht haben sie ihre neuen Erkenntnisse zum Thema Fleischkonsum in der renommierten Fachzeitschrift “Annals of Internal Medicine”. Dort kann man nachlesen, dass alle Studien zusammengefasst zu dem Ergebnis kommen, dass Menschen nur etwas seltener an Krebs, Diabetes oder Herzkreislauferkrankungen erkranken oder sterben, wenn sie weniger rotes oder verarbeitetes Fleisch essen.

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Kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Krankheiten

Zudem lieferten die Ergebnisse keinen eindeutigen Beweis für einen Zusammenhang der Erkrankungen mit dem Fleischkonsum, sagt der Epidemiologie-Professor Bradley Johnston. Und er fügt hinzu: “Vielleicht lässt sich das Risiko minimieren, vielleicht auch nicht.” Die bisherigen Empfehlungen will das Forscher-Team bewusst aufbrechen. Johnsten sagt, sie seien “Alte Schule”. Und: „Wir wollen den Menschen helfen, wohlinformierte eigene Entscheidungen zu treffen, statt sich ihre Ernährungsweisen von Organisationen vorschreiben zu lassen.“ Einer, der die neuen Empfehlungen begrüßte, ist übrigens Medizin-Professor John Ioannidis, der an der Elite-Uni Stanford lehrt. Man müsse ehrlich sein, wenn die bisherigen Beweise “von minderer Qualität sind”, konstatierte er. Und gibt den Menschen noch etwas mit, worüber man nachdenken könnte:

Die jahrelange Fixierung auf gute und schlechte Lebensmittel hat uns von einfacheren und wichtigeren Botschaften abgelenkt, wie etwa die Notwendigkeit, sich zu mäßigen und nicht fettleibig zu werden”.

John Ioannidis, MD, Stanford University

Wie es zu solchen Widersprüchen kommen kann

Gerade bei Ernährungsempfehlungen, wo doch alle die selben Daten interpretieren?Gesundheitswissenschaftler Christian Wolfrum, weiß, wie das zustande kommt:

“Die Art und Weise, wie die Studien ausgewertet wurden, sind sehr unterschiedlich. Bisher wurden die einzelnen Studien begutachtet und anschliessend ein Konsensdokument verfasst. Die Autoren der neuen Untersuchungen haben dagegen alle Studien gemeinsam analysiert.”

CHristian Wolfrum, Gesundheitswissenschaftler

Wolfrum hält letzteres, die Metananylse, übrigens für den besseren Ansatz.  “Da kann im Grunde jeder nachrechnen, ob die Resultate stimmen.” Bei der Einschätzung von Expertengremien sei das nicht der Fall. Und noch einer hat dazu etwas zu sagen: Rudolf Kaaks vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg.  Er sagt: “Die Aussagen der internationalen Agentur für Krebsforschung in der Öffentlichkeit sind teilweise überspitzt oder auch missverständlich formuliert worden.” Manche hätten sogar den Eindruck erweckt, dass rotes Fleisch zu essen so gefährlich sei, wie rauchen. Das stimme natürlich nicht.

Ist rotes Fleisch wahrscheinlich krebserregend?
Nicht in unverarbeiteter Form in Mengen von bis zu 150 g/Tag

Und übrigens, wer regelmäßig den Blog von edubily liest, der erfährt zudem, dass sich auch unsere Vorfahren nicht (nur) von Beeren und Blättern ernährt haben:

Auszug aus dem Blog „Genetisches Maximum“

Der Mensch (bzw. seine direkten Vorfahren) isst rotes Fleisch – dokumentiert – etwa seit dem Übergang der Gattung Australopithecus zur Gattung Homo vor rund drei Millionen Jahren! Eher länger als kürzer. Davor haben sich unsere Artverwandten, die eher ziemlich wenig mit uns heute zu tun haben, spekulativ in etwa ernährt wie ein Schimpanse oder ein Bonobo. Sie unterscheiden sich von uns genetisch nur um 1-2 % und haben mit uns zusammen einen gemeinsamen Vorfahr vor etwa 6-7 Mio. Jahren. Und auch Schimpansen und Bonobos ernähren sich nicht fleischlos. Es ist seit Jahren bekannt, dass sie neben Insekten auch regelmäßig kleine Säugetiere essen. Tatsächlich zeigen richtige, ernsthaft durchgeführte, gut gemachte Goldstandard-Human-Studien (RCTs) ja gerade, dass „unverarbeitetes rotes Fleisch in Mengen von ∼15 g/Tag bis ∼150 g/Tag als Teil eines gesunden Ernährungsmusters aufgenommen werden kann, ohne dass dies negative Auswirkungen auf das Körpergewicht und die kardiovaskulären Risikofaktoren hat“.

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💡 Hinweis: Dieser Artikel basiert auf sorgfältiger journalistischer Recherche und aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Er dient ausschließlich der Information und ersetzt keine ärztliche Beratung. Eine Haftung für daraus abgeleitete Handlungen wird ausgeschlossen.

Alexandra Binder About Author

Journalistin, Hashimoto-Hero, Kochwunderwaffe, Achtsamkeits-Anfängerin

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