Diagnose, was jetzt?

Interview Schilddrüse: Die Basics

Barbara Katanic von der Weltapotheke Wien zum Thema Schilddrüse mit Alexandra Binder

We are Back! Dein Lieblingsduo in Sachen unprätentiöser Wissensvermittlung legt wieder los. In dieser Folge spreche ich mit Mag. Barbara Katanic, Pharmazeutin und Inhaberin der Weltapotheke Wien, über die Schilddrüse. Und wenn Du glaubst, die Basics kennt Du eh alle, wirst Du Dich schön wundern.

Deine Schilddrüse zickt? Du kämpfst mit einer Unterfunktion der Schilddrüse oder Hashimoto? Gratuliere, Du bist jetzt Teil eines quasi epidemischen Geschehens, insbesondere, wenn Du eine Frau bist. Aber es gibt auch eine gute Nachricht abseits des Sarkasmus: „Die Schilddrüse ist ein erstaunliches Organ. Sie kann sich regenerieren, nachwachsen“, sagt Mag. Barbara Katanic, Pharmazeutin und Inhaberin der Weltapotheke Wien. Ich kenne die Frage, die Dir jetzt auf der Zunge liegt: Auch bei Hashimoto? Ja. Aber zugegeben liegen die Dinge da etwas komplexer. In diesem Fall heißt es nämlich, der Schilddrüse eine Pause gönnen: Und zwar mit natürlichem Schilddrüsenextrakt vom Schwein (NDT). Auch Schilddrüsenmassagen sind dabei ein Thema. Aber dazu später mehr.

Wann solltest Du an die Schilddrüse denken?

Pharmazeutin Katanic schaut Menschen gern auf den Hals. Nicht weil das ihr Fetisch ist, nein, weil dort die Schilddrüse sitzt, ein schmetterlingsförmiges Organ. Sie kann auf den ersten Blick erkennen, ob ein Problem vorliegen könnte. Und zwar nicht nur, wenn die Schilddrüse etwa vergrößert ist, egal ob beidseitig oder einseitig. Bei jungen Mädchen zum Beispiel zeigen sich Schilddrüsenprobleme gern in einer Art Falte am Hals, die in diesem Alter dort noch nichts zu suchen hat. Aber auch Menschen, die oft und viel frieren, rät sie, an die Schilddrüse zu denken, konkret an eine Unterfunktion. Ebenso, wenn Du Dich antriebslos und depressiv fühlst, Schluckprobleme hast, Dich ständig Räuspern musst, also selbst körperliche Veränderungen direkt am Organ wahrnimmst. Oder Schilddrüsenprobleme in Deiner Familie bereits vorkommen.

„Schilddrüsenpatient*innen mit einer Unterfunktion lassen sich unter anderem daran erkennen, dass sie selbst bei Temperaturen, wo andere im T-Shirt herumlaufen, in Schichten angezogen sind, weil ihnen kalt ist. Und auch abends im Bett dauert es ewig, bis ihnen unter der Decke warm wird.“ (Barbara Katanic)

Warum ist das so? Eine Aufgabe der Schilddrüsenhormone ist es, den Grundumsatz am Laufen zu halten – Stichwort Stoffwechsel. Fehlen sie, kommen wir nicht auf eine gute Betriebstemperatur.

Die Schilddrüse bringt uns auf Betriebstemperatur

Ob Deine Betriebstemperatur stimmt, kannst Du übrigens easy selbst nachvollziehen. Du misst Deine Basaltemperatur (kurz vor dem Aufstehen am Morgen). Liegt die unter 37 Grad – wenn Du im Mund oder rektal misst, heizt Dir die Schilddrüse nicht genug ein. Pharmazeutin Katanic sagt: „Die Basaltemperatur bei nicht optimaler Schilddrüsenfunktion liegt oft sogar nur bei etwas über 35 Grad.“ Du nimmst bereits Schilddrüsenhormone? Das Messen der Basaltemperatur ist trotzdem interessant. Schlicht schon, um zu sehen, ob die Dosis Deiner Medikation optimal ist, und Dein Körper über genug freies Schilddrüsenhormon T3 verfügt.

Aber wo ist denn nun eigentlich das Ursprungsproblem? Warum explodiert die Anzahl an Schilddrüsenerkrankungen eigentlich derart?

Die Nährstoffproblematik der Schilddrüse: Jod & Selen

Die Schilddrüse produziert so einiges. Neben dem allseits bekannten T4 und T3 etwa noch T1 und T2. Beschränken wir uns aber hier aber mal auf T4 und T3. 80 Prozent T4 im Verhältnis zu 20 Prozent T3 stellt das Organ her. T4 gilt dabei als das Vorläuferhormon, oder inaktives Hormon, das in den Blutkreislauf entsendet und in anderen Organen in das „aktive“ T3 umgewandelt wird. An dieser Stelle kommen Jod und Selen ins Spiel.

It is, what it is: Damit Deine Schilddrüse läuft, brauchst Du Jod und Selen. Und damit sind wir auch schon bei einem Grund, warum die Schilddrüsenprobleme zunehmen. Einerseits ernähren wir uns nicht mehr ausreichend mit jod- und selenreichen Nahrungsmitteln, andererseits geben die Böden das heute auch nicht mehr her. Wobei auch Eisen, Tyrosin etc. darauf Einfluss nehmen, dass die Schilddrüse läuft. Aber wie viel braucht es konkret an Jod und Selen? Und kann ich denn beide auch bei Hashimoto substituieren?

Selen könnte Dein Gamechanger sein

Und zwar auch, wenn Dein Selen-Serumblutwert eh noch im Referenzbereich ist. Das war er bei mir nämlich auch. Pharmazeutin Katanic sagt dazu: „Das Problem bei Messungen ist, dass sie nichts darüber aussagen, wie es in der Zelle aussieht.“ Im deutschsprachigen Bereich liegt die Empfehlung der Selenzufuhr bei 200 Mikrogramm am Tag. Bezüglich der gern kommunizierten Selenvergiftungen (die es gibt), musst Du Dir bei dieser Dosierung keinen Kopf machen. Eher schon, wenn Du auf Paranüsse setzt. Von denen solltest Du die Finger lassen. Der Selengehalt von Paranüssen ist nämlich nicht nur schwankend – von 200 Mikrogramm bis durchaus zum 20fachen, sie sind auch sehr häufig Aflatoxinbelastet (Schimmelpilze). Schon beim Konsum von einigen Paranüssen kann es zu Intoxikationen kommen. Verträgt der Körper mehr als 200 Mikrogramm Selen? Pharmazeutin Katanic sagt, ja durchaus. Es gibt Fälle in denen eine höhere Gabe sinnvoll ist, weil Selen auch ein potentes Antioxidans ist. In diesem Fall stehen auf ärztliche Empfehlung Selenase-Tabletten zur Verfügung. Wir halten dennoch fest: das Ding heißt nicht umsonst Spurenelement. Also bitte keine größeren Mengen ohne ärztliche Begleitung einwerfen.

Wie viel Jod braucht es?

Jod ist ein heikles Thema, insbeondere bei Hashimoto Patient*innen. Die Empfehlungen in deutschsprachigen Ländern liegen im Mikrogrammbereich (30 bis 300 Mikrogramm). Dieser Wert wurde festgesetzt, weil die Schilddrüse genau so viel Jod braucht, um zu funktionieren. Das Problem an der in unseren Breiten empfohlenen Jodzufuhr ist: Jod reichert sich nicht nur im Schilddrüsengewebe an, sondern auch im Brustgewebe und in allen Fortpflanzungsorganen. Will heißen: nicht nur die Schilddrüse braucht Jod. Daraus folgt: mit 300 Mikrogramm wird der Körper nicht auskommen. In anderen Ländern wird Jod übrigens bis in den Milligramm-Bereich empfohlen. Wie viel Jod Du nimmst, ist Dir überlassen. Dass die Brustkrebsrate in Japan sehr niedrig ist, wo Jod bereits mit der Nahrung im Milligramm-Bereich konsumiert wird, steht für sich. Mehr dazu inklusive Literatur kannst Du hier nachlesen! Mag. Katanic empfiehlt, den Körper mit natürlichen Jodquellen (pulverisierte Algen) sehr langsam vertraut zu machen. Die berühmte Lugolsche Lösung (LL) ist in unserem Breiten übrigens mittlerweile rezeptpflichtig. Für die Therapie mit LL solltest Du therapeutische Begleitung andenken.

Geht Jod bei Hashimoto?

„Wenn Du eine Tablette Kelp-Algen nimmst, und Du merkst ,Meine Schilddrüse meldet sich´, dann ist das so“, sagt Barbara Katanic. Jod damit als No Go bei Hashimoto zu bewerten, ist allerdings falsch. Der Hintergrund dazu ist: Die Krankheit Hashimoto Thyreoiditis verläuft in Stadien. Das erste Stadium ist jenes, in dem die Schilddrüse vom Immunsystem attackiert wird. Dabei platzen Zellen auf, und es ergießt sich das dort gespeicherte Hormon plötzlich in großer Menge in den Körper. Wenn Du in dieser Phase Jod nimmst, kann das durchaus kontraproduktiv sein. Wie weißt Du, ob Du in so einer Phase bist? Du erlebst Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion – sprich Du fühlst Dich aufgedreht, kannst nicht mehr schlafen etc. Dieser Zustand kann auch in späteren Stadien immer wieder auftreten, bis die Schilddrüse ausgebrannt ist, vernarbt, verkleinert. Dann bist Du tatsächlich in einer Hashimoto-Unterfunktion, die sich auch nicht mehr ändert. Aber selbst dann ist noch vieles möglich, etwa mit Schilddrüsen-Massagen nach Dr. Bernd Rieger. Dazu gehörige Öle, genannt Zuwendungsöle, gibt es bei der Weltapotheke Wien.

Der Einfluss der Halogene abseits von Jod: Fluor, Chlor & Brom

Kommen wir zu den Halogenen, dazu gehört ja auch Jod. Aber eben nicht nur: Sondern auch Fluor, Chlor und Brom. Diese Elemente verdrängen Jod massiv. „Nimmst Du Dinge zu Dir, die Fluor, Chlor und Brom enthalten, atmest Du diese Elemente ein, nimmst Du sie über die Haut auf, wird Dein körpereigenes Jod verdrängt.“ Kommst Du diesen Elementen aus? Bedingt: „Jede Couch, die Du kaufst, jeder Autositz ist aufgrund von Brandschutzauflagen mit Chrom begast.“ In anderen Worten: Wenn Deine Schilddrüse sensibel ist, dann können Dir Fluor, Chlor und Brom große Probleme machen. Wie lautet die Strategie? Vermeiden, wo es geht. Oft sind es simple Maßnahmen: Zum Beispiel der Griff zur fluoridfreien Zahnpasta. Aber der Karies? Greif zu einer Zahnpasta, die Hydroxylapatit enthält. Es erzielt eine vergleichbare Wirkung, wie diese Untersuchung zeigt. Auch in gechlorten Becken zu schwimmen, kannst Du vermeiden. Ja eh, blöd, ich weiß. Aber was tut man nicht alles? Und noch eine wichtige Info: Brom und Fluor kann auch in Medikamenten stecken. Möglicherweise gibt es Alternativen dafür, recherchiere mal!

Die Sache mit dem Stress und dem reverse-T3

Vorab: Wir wissen, dass Trauma auf die Schilddrüse einen massiven Einfluss hat. Tatsächlich kann sie sprichwörtlich von einem Tag auf den anderen „dicht machen“. Aber wie verhält es sich unserem „normalen“ Stress? Auch der hat immensen Einfluss, sagt Katanic. Die physiologische Erklärung dahinter: „Bei Stress produziert der Körper neben anderen Neurotransmittern Cortisol. In der Folge wird dann aus dem T4 nicht nur T3 gebildet wird, sondern auch sogenanntes reverse-T3 (rT3). Letzteres hat allerdings nicht die Wirkung von T3, besetzt aber die Rezeptoren.“ Damit werden wir in eine Art Ruhezustand versetzt. Dieser Mechanismus besteht natürlich nicht ohne Grund. Es gibt Situationen, in denen der Körper diesen Ruhezustand braucht, etwa im Fall einer Erkältung. Auch da produziert der Körper Cortisol, weil eine Erkältung Stress verursacht, und in der Folge rT3. Die Problematik an der Sache ist allerdings, dass sehr viele Menschen heute unter chronischem Stress stehen. Und der, bzw. das daraus resultierende Cortisol, reduziert Deine Schilddrüsenleistung. Wie kriegst Du das rT3 aus Deinem Körper? Probiere welche stressreduzierende Methode Dir gut tut, etwa Yoga Nidra oder Meditation. Optional kannst Du auch ein Adaptogen versuchen, Ashwaghanda beispielsweise – das die Nebenniere unterstützt. Das ersetzt allerdings nicht einen stressarmen Lifestyle.

Der Einfluss der Sexualhormone

Mit eine Erklärung, warum Frauen sehr viel häufiger von Schilddrüsenproblemen betroffen sind, sind die Schwankungen der Sexualhormone. Das beginnt bei den unterschiedlichen Zyklusphasen, und endet bei etwaigen Schilddrüsen-Entgleisungen in der Perimenopause, Menopause und der Post-Meno-Zeit. Bist Du etwa Schilddrüsenpatientin, und Du kommst in eine Phase Deines Lebens, in der Du bioidente Hormone substituierst, wird sich die Dosierung an Schilddrüsenhormonen ziemlich sicher verändern. Der Hintergrund dazu: Neben den freien Schilddrüsenhormonen, gibt es auch an Transportproteine gebundene Schilddrüsenhormone. Die benutzen dummer Weise die gleichen Transportvehikel wie die Sexualhormone. Kommt jetzt bioidentes Östrogen dazu, bleiben weniger Transportproteine für die Schilddrüsenhormone. Anders verhält es sich bei Progesteron. Es macht die Rezeptoren für Schilddrüsenhormone sensibler. Führst Du es post-menopausal täglich zu, wäre es möglich, dass Du weniger Schilddrüsenhormone brauchst. Achte auch hierauf!

Die Schilddrüse und die Depression

„Sie haben alle klassischen Anzeichen einer Depression“, hat vor vielen Jahren ein Therapeut zu mir gesagt. Mit dem Zusatz: „Aber ehe ich ein Antidepressivum andenke, lassen Sie bitte Ihre Schilddrüse checken.“ Es war ein sehr guter Therapeut. Denn am Ende lag die Hashimoto Diagnose auf dem Tisch. Und damit sind wir beim letzten Hinweis: Wenn Du dich deprimiert oder antriebslos fühlst, bitte denk auch da an Deine Schilddrüse!

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Empfehlungen & Links

Thyreo Balance – Ein All in One-Präparat der Weltapotheke Wien zur Unterstützung der Schilddrüse
„Schilddrüsenmassage“, Dr. Bernd Rieger
Zuwendungsöle zur Schilddrüsenmassage nach Dr. Bernd Rieger der Weltapotheke Wien
„Breast Cancer and Iodine“, Dr. David Derry

Alexandra Binder About Author

Journalistin, Hashimoto-Hero, Kochwunderwaffe, Achtsamkeits-Anfängerin

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