Die guten alten aktivierten Mastzellen natürlich stabilisieren: Geht das? Diese Gretchenfrage treibt viele Mastzell-SpezialistInnen um. Unter anderem den kanadischen Experten Dr. Bruce Hoffman. Er hat sich diesem Thema intensiv gewidmet und ein A-, B- und C-Team dafür aufgestellt.
Ich schaue gern über den Tellerrand (das dürfte mittlerweile bekannt sein), und arbeite ich mich bevorzugt in die Arbeit von Experten ein. Heute in die des US-Mastzellspezialisten Dr. Bruce Hoffman und seinen Top of the Pop der natürlichen Mastzellstabilisatoren. Die wirken übrigens, indem sie die Freisetzung von Entzündungsmediatoren hemmen, und können je nach ihrer Wirksamkeit und in drei Gruppen (A, B und C) eingeteilt werden. Sagt jedenfalls Dr. Hoffman.
Persönliche Anmerkung:
Bitte geh jetzt nicht los, kaufe wie wild Nahrungsergänzungen, und wirf alles von A-Z ein. Das macht keinerlei Sinn. Besprich mit Deinem Arzt/Deiner Ärztin, welches der genannten Supplemente sich möglicher Weise für Dich eignet. Dieser Artikel dient Deiner Information, ersetzt nicht den Gang zum Arzt, und ruft nicht zur Eigenbehandlung auf.
Mastzellen natürlich stabilisieren
nach Dr. Bruce Hoffmann
Das A-Team
- Quercetin – 2000 mg täglich, Dosis aufgeteilt.
- Grüntee (EGCG, L-Theanine) – 2 bis 3 Tassen täglich.
Wenn Du ein Supplement wählst, rät er zu 500 mg (175 mg ECGC) zweimal täglich. - Curcumin (er empfiehlt Meriva, dazu habe ich zb. dieses Produkt gefunden)
– 1 bis 4 g täglich, Dosis aufgeteilt. - Kamillentee (enthält Apigenin und Luteolin, Apigenin ist ein Wirkstoff, der Schläfrigkeit auslöst, wenn er an die GABA-Rezeptoren im Gehirn bindet; Das ätherische Öl der Kamille enthält die Flavonoide ebenfalls) – 1-2 Tassen vor dem zu Bett gehen.
- Resveratrol – 20 mg zwei Mal täglich.
- Diamine Oxidase Enzyme (DAO) – 2 Kapseln mit jeder Mahlzeit.
- Vitamin C – Möglicherweise benötigst Du eine alternative Quelle wie Hagebutten
– 1 bis 3 g täglich.
Quercetin
Quercetin kommt natürlich in Brennnessel, Grapefruits, Zwiebeln, Äpfeln, schwarzem Tee, grünem Blattgemüse und Bohnen vor.
- Es reguliert das Enzym herunter, das das Protein Histidin in Histamin umwandelt – die Histidin-Decarboxylase.
- Es hemmt die Freisetzung von Histamin, Prostaglandinen und Leukotrienen – drei der häufigsten Entzündungsmediatoren bei MCAS.
- Es verringert die Produktion und Freisetzung von Entzündungszytokinen – den Entzündungsmediatoren, die für viele der Entzündungssymptome im Zusammenhang mit MCAS verantwortlich sind
Häufig wird es als Primärtherapie eingesetzt und hat sich als wirksamer als das Arzneimittel Cromolyn erwiesen. Man behandelt damit allergische Reaktionen, Kontaktdermatitis, Lichtempfindlichkeit und Entzündungen. Die Dihydratform weist die beste Bioverfügbarkeit auf
Anmerkung:
Dr. Theoharides, ein führender Mastzellforscher, hat ein Produkt namens NeuroProtek entwickelt, das Quercetin, Luteolin und Rutin enthält und laut Berichten die Mastzellen sehr gut stabilisiert. Für eine maximale Wirkung müssen allerdings täglich mindestens 8 Kapseln eingenommen werden. Für 10 Tage bezahlt man damit ca. 45 Euro. Eine teure Angelegenheit.
Achtung:
Bitte lies bei den Vorsichtsmaßnahmen unten nach, in welchen Fällen sich Quercetin nicht eignet.
Grüner Tee – EGCG
Geht es um Grüntee, geht es um EGCG, das am häufigsten in grünem Tee vorkommende Polyphenol
- EGCG hemmt den Kalziumeinstrom in die Mastzellen und verhindert so deren Degranulation
- Es hemmt die Mastzellproduktion des Entzündungsmediators Leukotrien C4.
- Weitere Vorteile: Es Verbessert die Gehirnfunktion, die Zahngesundheit, senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bekämpft die Hautalterung (Anm.: Juhu!). Es senkt das Risiko für Alzheimer, Parkinson und Diabetes mellitus
Curcumin
Curcumin wird häufig in beliebten Nahrungsergänzungsmitteln zur Linderung von Entzündungen verwendet.
- Am besten erfolgt die Gabe in Phospholipidformen.
- Es wirkt antiallergisch – und hemmt Dosis abhängig.
die Degranulation von Mastzellen - Es hemmt entzündliche Moleküle – Interleukin-4 und Tumornekrosefaktor (TNF).
- Es wird häufig bei Krebs und Gelenkentzündungen eingesetzt.
Resveratrol
Resveratrol kommt u.a. in Weintrauben, Beeren und dunkler Schokolade vor. Allerdings müsste man Unmengen davon essen, um eine therapeutische Wirkung zu erzielen. Plus: Dunkle Schokolade ist nicht gerade histaminarm.
- Es reduziert die Expression der Entzündungsmarker IL-6 und IL-8
- Es hemmt IgE-Allergiereaktionen
Vitamin C
Untersuchungen haben gezeigt, dass der Histaminspiegel exponentiell ansteigt, wenn der Vitamin-C-Spiegel im Blut sinkt. Wird Vitamin C wieder konsumiert, sinkt der Histaminspiegel exponentiell. Allerdings gibt es in der Literatur nur sehr wenige Belege für seine Verwendung als natürliches Antihistaminikum. In Nahrungsergänzungsmitteln wird es häufig mit Quercetin kombiniert .
- Sei vorsichtig mit Vitamin C auf Zitrusbasis und beachte, dass eine hohe Vitamin-C-Dosis Durchfall verursachen kann. Häufiger kleine Mengen einzunehmen, empfiehlt sich.
- Formulierungen mit langsamer Wirkstofffreisetzung sind möglicherweise besser. Ich habe persönlich gute Erfahrungen mit dem Präparat von Histameany gemacht. (unbezahlte Werbung)
Silymarin
Silymarin, ein Extrakt aus Mariendistel, schwächt nachweislich mastzellvermittelte anaphylaxieähnliche Reaktionen ab.
- Es verhindert die Freisetzung proinflammatorischer Zytokine wie Tumornekrosefaktor, Interleukin 6 und Kernfaktor Kappa B.
- Es ist auch bekannt, dass es hepatoprotektive, krebserregende und entzündungshemmende Wirkungen hat. Häufig wird es zum Schutz vor arzneimittel- und chemoinduzierter Lebertoxizität eingesetzt.
Mastzellen natürlich stabilisieren
nach Dr. Bruce Hoffmann
Das B-Team
- Luteolin – 100 mg zwei Mal täglich
- Ginkgo Biloba – 500 mg täglich
- Silymarin – 500 bis 1000 mg täglich, Dosis splitten
- Shea Öl – 3 Kapseln täglich
- Ellagsäure (zb. in Granatapfelextrakt) – 500 mg täglich
- Pycnogenol (ein patentierter Markenrohstoff, der aus Seekiefer-Rindenextrakt/Pinus pinaster gewonnen wird) – 500 bis 1000 mg täglich
- Magnolia/Honokiol (Extrakt aus Magnolia officinalis) – 200 bis 250 mg zwei Mal täglich.
- Parthenolid (Mutterkraut) – 200 bis 400 mg zwei Mal täglich.
Mastzellen natürlich stabilisieren
nach Dr. Bruce Hoffmann
Das C-Team
- Fiestin (ein in Pflanzen vorkommender, gelber Naturfarbstoff, der als Oxidationsprodukt des Fisetinidins zur Stoffgruppe der Flavonole gehört) – 100 mg zwei Mal täglich
- Rutin – 200 mg täglich
- Genistein (Isoflavon, ein Phytoöstrogen aus der Gruppe der Isoflavonoide, das zusammen mit Genistin in der Sojabohne und dem Rotklee vorkommt)
- Mangostin (findet sich oft als Saft) – 500 bis 1000 mg täglich
- Spitzkletten (Xanthium, ein Korbblütler) – 6 bis 9 Kapseln täglich
- Isatis (Waid, eine Pflanzengattung in der Familie der Kreuzblütengewächse)
– 6 bis 9 Kapseln täglich
Andere Supplemente, die Dr. Hoffman bei MCAS einsetzt
- Liponsäure
- N-Acetylcystein
- Ashwagandha – ein aus dem Ayurveda bekanntes Adaptogen, das die Reaktion des Körpers auf Stress moduliert. Das Withaferin A, eine in Ashwagandha vorkommende Verbindung, verhindert nachweislich die Freisetzung von Histamin und anderen Entzündungsmediatoren durch Mastzellen.
- Vitamin D
Wichtige Vorsichtsmaßnahmen
Sowohl Quercetin als auch Grüntee-Extrakte können das COMT-Enzym hemmen. Wenn Du einen Gen-Test gemacht hast, und ein COMT++-Enzym (langsame Funktion) Dein Eigen nennst, sei vorsichtig bei der Verwendung dieser beiden Nahrungsergänzungsmittel.
Anmerkung zum COMT-Gen im Hinblick auf Quercetin & Grüntee:
Das COMT-Gen bestimmt Deine Fähigkeit, Katechole, Östrogen und die wichtigsten Neurotransmitter Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin zu verarbeiten. Wenn Du Grün- oder Schwarztee, Kaffee, Schokolade, Extrakte aus grünen Kaffeebohnen oder Quercetin zu Dir nimmst, können Deine Angstzustände, Schlaflosigkeit und Schmerzen zunehmen, weil die Ausscheidung der enthaltenen erregender Chemikalien und Katechine weiter verlangsamt wird.
Persönliche Anmerkung:
Ich habe einen Gen-Test bei MTHFR UK machen lassen, und erachte den preislich, wie auch in der Qualität, als empfehlenswert (unbezahlte Werbung). Mittlerweile werden auch die Rohdaten geliefert. Aber Du brauchst sinnvollerweise dennoch einen Experten/Expertin zur Interpretation.
Weitere Dinge, die Du beachten musst, wenn Du Deine Mastzellen natürlich stabilisieren willst
- Dein Magnesiumspiegel muss ausreichend hoch sein, da ein Mangel nachweislich zur Entstehung von Mastzellen, insbesondere in der Leber, führt. Darüber hinaus erfüllt Magnesium Hunderte weitere wichtige Funktionen. Ja, ich weiß, eh schon 100 x gehört.
- Dein Zinkspiegel sollte ebenso ausreichend hoch sein, da er für die ordnungsgemäße Signalübertragung der Mastzellen wichtig ist.
- Stressreduktion ist wesentlich für die Stabilisierung der Mastzellen. Bist Du gestresst, schüttet Dein Körper das Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH) aus, das mit der Aktivierung von Hautmastzellen verbunden ist. Integriere am besten gleich Meditation, Yoga, Yoga Nidra, Atemübungen und andere stressreduzierende Techniken in Deinen Alltag. Hör Dir dazu auch das Interview mit Dr. Corinna Geiger zum Thema Schlaf, Stress und Immunsystem an.
- Deine Mastzellen mögen Routinen, die sich nach der Tageszeit richten. Sie weisen zirkadiane Rhythmusmuster auf. Versuch, jeden Tag zur gleichen Zeit aufzustehen und einzuschlafen. Vermeide außerdem Handy und Laptop vor dem Schlafengehen oder leg Dir eine Blueblocker-Brille zwecks besserer Hormonregulierung zu.
Literatur zum Thema
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22470478
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24477254
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28458279
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9421440
www.nature.com/articles/srep39934
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17490952
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25095772
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10344773
www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4315779/
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12793960
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21390145
1 Comment
Monika Graf
29. Oktober 2024 at 18:34Der Gentest hört sich gut an und scheint viele Details zu liefern. Kann man denn als Internetautodidakt etwas mit den Resultaten was anfangen oder gar nicht? Mir geht es hauptsächlich um Methylierung🤗