Ein paar Knochen in kochendes Wasser schmeißen und ein paar Stunden kochen lassen: Knochenbrühe bringt doch wirklich jedes Kind zusammen? Könnte man sich denken. Aber bekanntlich kommt es erstens anders, als man zweitens denkt. Histaminarme Knochenbrühe kommt so am Ende jedenfalls nicht raus.
Was kann sonst noch so passieren, beim Knochen kochen? Das gute Ding geliert am Ende nicht. Ist trüb. Schmeckt fad. Oder schmeckt zu süß. Dann bringt man den Jungbrunnen nicht runter. Was blöd ist, weil histaminarme Knochenbrühe tatsächlich einen massiven Gewinn für unseren Körper bringt. Nicht ohne Grund schlürfen selbst Gwyneth „Smells like Vagina“ Paltrow und Selma Hayek sie.
Doch warum überhaupt histaminarme Knochenbrühe?
Weil Du auch von der Knochenbrühe profitieren kannst, wenn Du Histaminprobleme oder MCAS hast. In Tierknochen findet sich sehr viel Kollagen, das später in Form der Aminosäuren Prolin, Glycin und Glutamin auch in der Knochenbrühe landet. Und was macht unser Körper dann wieder daraus? Richtig, Kollagen. Am Ende stehen gesunde Knochen, Knorpel, Sehnen, Bänder, Haare, Haut und Nägel. Doch insbesondere Glycin und Glutamin können noch mehr. Sie tragen zu einer gesunden Darmbarriere bei. Keine Schlechte Idee bei Leaky Gut, Darmpermeabilitätsstörung, oder im Volksmund dem löchrigen Darm. Der im Übrigen sehr häufig mit Autoimmunerkrankungen jedweder Art einhergeht. Und dann sind da noch Glukosaminoglykane (wie Hyaloronsäure), die zu gesunden Gelenken beitragen und Gelenkschmerzen reduzieren.
Die Brühe wird nichts, oder Du verträgst sie nicht?
Da gibt es einige Möglichkeiten, warum das passiert. Die gute Nachricht: Es ist nicht schwierig sie zu vermeiden. Köstliche Knochenbrühe verträglich zu genießen, ist kein Hexenwerk.
1. Du hast Histamin-Probleme
So war es bei mir. Ja, Brühe wird gern lang gekocht. Aber Achtung: Wer mit Histamin Probleme hat, der geht besser den umgekehrten Weg und kocht die Brühe im Schnellkochtopf, sprich Kelomat oder Instant-Pot, etwa 90 Minuten. Ich mache meine Brühe nur mehr so seit meiner MCAS-Diagnose. So vertrage ich sie problemlos. Und das ist ja schließlich der Sinn des Ganzen. Geliert ist sie übrigens dennoch immer. Das funktioniert mit genügend Gelenksknochen auch in 90 Minuten. Die Knochen müssen übrigens ganz frisch sein. Erkundige Dich bitte bei Deinem Fleisch-Dealer, wann sie geliefert werden, kaufe sie und verarbeite sie sofort.
2. Du hast den Schritt des Blanchierens übersprungen.
Du musst die Knochen nicht unbedingt Blanchieren. Aber das Blanchieren beseitigt die Schmutzreste und die Knochensplitter. Dazu lässt man die Knochen in einem Kochtopf in kochendem Wasser kurz aufkochen und spült sie dann mit warmem Wasser ab. Die histaminarme Knochenbrühe hat dann später weniger Trübstoffe.
3. Du hast die Knochen nicht geröstet
Muss man das überhaupt tun? Nein. Aber es sie bräunt und karamellisiert. Und wir wissen, was das am Ende des Tages heißt: Besserer Geschmack. Hab keine Angst, ans Limit zu gehen. 230 Grad sind gar kein Problem für die Knochen. Und gib dem Ganzen Zeit. Eine knappe Viertelstunde wird nicht reichen. Sind die Knochen knapp vor zu durch, sind sie gut geröstet. Sind kleine, knusprige Stücke vorhanden, kratz sie mit einem Metallspatel ab und koch sie mit.
4. Du hast die histaminarme Knochenbrühe mit zu viel Zeug gekocht
Eine gute histaminarme Knochenbrühe braucht nicht viel mehr als Knochen und ein paar ausgewählte Aromen wie weisse Zwiebeln oder bei Verträglichkeit Knoblauch. Entgegen anderweitiger Anleitungen solltest du nicht Deinen halben Kompostabfall in der Brühe entsorgen. Karotten. Nehmen wir mal Karotten. Zu viele sorgen schnell für eine übermäßig süße Brühe. Es geht um konzentrierten Geschmack. Die Suppe schmeckt dann vielleicht fad und eintönig? Keine Sorge, das Anrösten der Knochen sorgt für Geschmackstiefe.
5. Du hast die falschen Knochen gewählt
Markknochen sind toll – by the way, entsorge das Mark nicht mit den Knochen, sondern verwende es. Die Italiener verwenden es für Risotto alla milanese, die Franzosen für Sauce bordelaise. Gekocht und in Scheiben geschnitten wird es auch auf Brot serviert oder dient als Einlage für klare Suppen. Wo waren wir? Genau, Markknochen alleine ergeben keine kollagenreiche Suppe, die geliert. Dafür braucht es Gelenkknochen. Auch Fleischknochen, wie Ochsenschlepp sind eine gute Wahl. Nimm am besten von allem etwas.
6. Der Druckkochtopf ist zu klein
Speziell Gelenkknochen sind nicht gerade klein. Du solltest den Druckkochtopf mit den Knochen und Deinen ein, zwei, drei Aromen füllen können und mit Wasser gut bedecken. Die Knochen sollten dabei nicht in Wasser schwimmen, sonst gibt es am Ende eine verwässerte Suppe.
Übrigens kannst Du eine Knochenbrühe auch aus ganz frischen Fischkarkassen machen. Ich habe das zuletzt bei einem meiner Lieblingsrezepte gemacht, der klaren Karpfensuppe.
10 Comments
Risue
25. November 2020 at 11:10In einer klaren Brühe haben geröstete Knochen nichts verloren.
Wo lernt man so was?
Alexandra
25. November 2020 at 11:56Lieber Ricardo, das kommt immer darauf an, ob man kräftige Röstaromen, die sich dadurch entwickeln, anstrebt, oder nicht. Ich bin ja grundsätzlich der Meinung, dass es beim Kochen kein Geht-gar-nicht gibt. Kochen sollte mit Leichtigkeit verbunden sein und wir sind alle Individuen 😉
Petra Speidel
15. Januar 2021 at 10:15Hallo Alexandrs,
Deine Seite ist gut! Perfekt wäre Sie wenn das Thema Histamin, Mastzellen mehr Bedeutung findet.Dieses Phänomen kann viele Immunerkrankungen imitieren, Menschen in de Rollstuhl beförden. Hier gäbe es dann noch einiges zu berücksichtigen, mehr als das was bereits geschrieben. Synergien knüpfen? LG Petra
Alexandra
15. Januar 2021 at 10:19Danke für Dein Feedback. Ich habe die Diagnose MCAS erst sehr kurz und werde mich künftig sicher stärker darauf konzentrieren. Bin gerade erst dabei, die Sighi Liste zu verunnerlichen ? Alles vor der MCAS-Diagnose rauszuschmeißen, wäre aber für mich zu schade. Auch diese Infos können schon vielen helfen! Aber was Du sagst, hat leider viel Wahres. Ich selbst quäle mich mit einigem, das das Leben schwer maxht, Muskelschmerzen zb. Synergien knüpfen immer gern!
christina
30. Oktober 2021 at 21:49liebe alexandra,
ich hätte eine frage an dich… wie machen sich beschwerden bzgl histamin bei dir bemerkbar, wenn die brühe über lange zeit gekocht wird?
lieben dank für eine antwort!
herzliche grüße
christina
Alexandra
31. Oktober 2021 at 7:43Liebe Christina! Bei mir hat es sich mit Durchfall und Nebel im Kopf geäußert…
Yvonne
26. Oktober 2022 at 13:55Liebe Alex :),
super dein Beitrag, ganz großes Lob!
Ich bin schon seit Jahren verzweifelt auf der Suche nach Hilfe. Laktose, Fruktose, Sorbit, Histamin, Hashimoto, Rosacea, Blepharitis usw….es wird immer mehr und ich kann mich kaum noch ernähren, seit einem Jahr auch nicht mehr arbeiten. Jetzt werde ich endlich auf Mastozytose untersucht und hoffe der Arzt hilft mir diesmal bis etwas gefunden ist. Da freue ich mich riesig so Beiträge zu finden :).
Meine Frage …. hast du schon Erfahrungen mit der Haltbarmachung der Brühe bzgl. Einkochen? Oder ist es generell schlecht wegen dem Histamin und man sollte besser einfrieren? Man findet diesbezüglich leider wenig Informationen.
Liebe Grüße 🙂
Yvonne
Alexandra
27. Oktober 2022 at 17:10Vielen Dank, liebe Yvonne!
Wenn Du die Brühe nicht aufbrauchen kannst, dann ist einfrieren die beste Option, was die histaminärmste Haltbarmachung betrifft!
Sollte es keine Mastozytose sein, lass die Mastzellen bitte dennoch untersuchen, ein Mastzellaktivierungssyndrom tritt viel häufiger auf.
Astrid
16. August 2023 at 17:06Hmmm, meine Immunologin hat gesagt, dass Knochenbrühe bei MCAS nicht geht. Ich habe diese früher ziemlich so gemacht wie du schreibst und frage mich jetzt grade was sind die Faktoren denn, dass sie NICHT geht? Also was darf man keinesfalls machen bzw warum geht sie der Aussage meiner Doc nach nicht? (ok, keine alten Knochen und nicht ewig kochen. Sonst noch was?)
Ich reagiere inzwischen relativ heftig auf Histamin Pannen (trotz Medikation), daher würde ich nur äußerst ungern eine Panne bei einem Versuch riskieren…
P. S. Danke für den Tipp mit Zichorienkaffee! Ich hüpfe gleich in den Bioladen!
Alexandra Binder
16. August 2023 at 17:15Liebe Astrid,
ich persönlich denke, dass sie von lang gekochten Knochenbrühen spricht. Viele wissen nicht, dass kurz im Druckkochtopf gekochte Brühen nicht histaminreich sind. Bitte frag sie noch mal rück.