19. April. Sonntag. Das Gemüse hat wieder geklingelt. Weil junge, urbane Bauern nicht mehr so erzkatholisch sind wie früher, hat es sich mit dem Tag des Herrn. In unserem Fall liefert Christoph von Légumes Vienna die Biokiste im April auch Sonntags aus. Das, was die Erde eben so hergibt im Frühling am Stadtrand von Wien.
Wir sind ja immer wieder erstaunt, was in der Biokiste drin ist. Denn das werden wir in der nächsten Woche essen. Heute gibt es zwei Premieren beim Gemüse. Zum ersten Mal ist heuer vielfärbiger Mangold dabei, zum anderen ein Bund Radieschen. Dass beides heute morgen noch am Feld war, berührt mich und macht mich glücklich, wie so oft.
Wir werden nächste Woche viel Petersilie essen
Was findet sich noch im April in der Biokiste? Ein ganzer Haufen Petersilie und ein richtig großer Sack Salat. Wobei Salat das falsche Wort für all diese Blätter sind, von denen ich leider keines benennen kann außer Rucola und Spinat. Gut, ich lerne grade italienisch.
Was wir mit all dem Gemüse anstellen werden? Ich schwanke noch zwischen Forellen-Mangold Röllchen und Mangold-Gratin. Von Gratins kann ich einfach nicht genug kriegen. Doch lasst uns noch mal über Regionalität reden.
Biokiste: Was heißt eigentlich regional?
Der Paradeiser aus dem Glashaus in Spanien ist nicht regional. Daran gibt es keinen Zweifel. Der ewige Transport, das klimaschädliche Co2 und so weiter. Doch was ist mit dem Tiroler Speck? Ist der ein regionales Produkt? Und wenn ja, warum? Weil er aus Tirol kommt? Könnte man meinen, doch ganz so einfach ist es nicht. Wer strenge Maßstäbe setzt, für den lautet die Antwort: Um das Attribut “regional” wirklich zu erfüllen, müssen die Schweine in Tirol bzw. im entsprechenden Umkreis des jeweiligen Produktionsorts mit lokal erzeugten Futtermitteln oder europäischem Soja gezüchtet werden. Ihr Fleisch muss dort zu Speck verarbeitet, und der in Tirol vertrieben werden.
Ist es regional in Wien Tiroler Speck zu kaufen?
Das bedeutet auch: Wer in Wien Tiroler Speck erwirbt, kauft eine Spezialität aus einer bestimmten österreichischen Region, aber kein regionales Produkt. Genauso gilt: Ein Paradeiser (Tomate) aus dem burgenländischen Seewinkel ist in Wien ein regionaler Paradeiser, in Tirol aber nur ein Paradeiser aus einer Region. Gesetzlich festgelegt sind die Kriterien für Regionalität nicht, definiert wurden sie bisher nur von NGOs, wie etwa Global 2000. Mehr über geographische Grenzgänge lest ihr hier!
Am nächsten Morgen sind übrigens schon ein Teil der Microgreens und der Petersilie in ein Omelette gewandert!
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