Haushalt

Hormonchaos? Endokrine Disruptoren vermeiden

Endokrine Disruptoren vermeiden – Symbolbild für hormonelles Chaos: Frau umgeben von Toilettenpapierrollen.

Wenn du kein Hormonchaos in deinem eh schon komplizierten Leben brauchst, dann heißt es: endokrine Disruptoren vermeiden. Also Chemikalien, die in deinen Hormonhaushalt eingreifen – ob in Dosen, Flaschen, Seifen oder Kassenbons. Die Liste ist lang. In diesem Artikel findest du zehn Ideen, mit denen du diese Stoffe im Alltag ganz konkret reduzieren kannst.

Beginnen wir von vorn: mit den verrückt gewordenen Hormonen. Wer eine Frau ist, weiß wovon ich rede. Männer möglicherweise auch. Autoimmunkranke Menschen sowieso. Autoimmunerkrankungen gehen nämlich gern mit einem Hormonchaos einher. Und als ob das nicht reichen würde, sind wir dummerweise auch noch umgeben von hormonell wirksamen Chemikalien (Endogenen Disruptoren). Wir essen sie mit, oder wir schmieren sie auf die Haut. Und dann explodiert die Geschichte mit den Hormonen Richtung tickender Zeitbombe. Daher heißt die Parole: Endogene Disruptoren vermeiden.

Warum soll ich jetzt auch noch Endokrine Disruptoren vermeiden?

Endogene Disruptoren sind ua. an der Entstehung von Schilddrüsenerkrankungen beteiligt, an der von Brust- und Prostatakrebs, an Unfruchtbarkeit, Diabetes und Endometriose. Aber auch daran, dass mittlerweile immer mehr 9jährige mit Brüsten rumlaufen. Verfrühte Pubertät nennt man das. Ganz abgesehen von den psychischen Erkrankungen, die endogene Disruptoren auch auslösen können. Das alles sage übrigens nicht ich, sondern die WHO, die Weltgesundheitsorganisation. Und der darf man doch glauben. Du siehst: Endokrine Disruptoren vermeiden lohnt sich.

Endokrine Disruptoren: Was sie sind, wo sie stecken, was sie auslösen.

Was führt eigentlich zum Hormonchaos?

Nun, zum Beispiel BPA in „Dosentomaten“ und andere Konserven. Die meisten Konserven sind innen nämlich kunststoffbeschichtet, und enthalten nach wie vor den Weichmacher Bisphenol A (BPA). Ja genau, BPA, das ist die Substanz, die auch in Schnullern enthalten war, und deswegen einen Mörderskandal verursachte. Abgesehen davon stufte die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) BPA erst 2021 als besonders Besorgniserregend ein. In Schnullern ist das Teufelszeug mittlerweile verboten. Und auch viele andere Produkte werben mit BPA-Freiheit. Doch die Alternativen, die eingesetzt werden, sind meist um nichts besser. Also Finger weg davon. Dass Dosentomaten nicht das einzige Problem sind, liegt auf der Hand. Wenn du Dein Hormonchaos also in Griff kriegen willst, dann gibt es 10 einfache Regeln, die du beherzigen kannst, um auf eine halbwegs sichere Seite in Sachen hormonelle Disruptoren zu gelangen.

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Endokrine Disruptoren vermeiden: 10 Tipps für deinen Alltag

1. Vermeide industriell verarbeitete Nahrungsmittel in Dosen

Der deutsche Bund hat 2017 Konserven mit Thunfisch, Tomaten, Kokosmilch, Mais und Sauerkraut untersucht. Knapp 74% waren Bisphenol-A belastet. Die genauen Ergebnisse des Konserventests kannst du nachlesen. Wobei eines vorweggenommen sei: Kokosmilch schlägt Tomaten. Lies daher unsere DIY-Rezepte für unbelastete Kokosmilch nach. Spoiler: Tetrapak alleine löst das Problem nicht.

2. Pfeif auf Plastik-Aufbewahrungen – es gibt Alternativen

Tupperware, Plastiksackerl, Frischhaltefolie, you name it. Alternativen gibt es: Glasbehälter, Rex-Gläser, Bienenwachstücher und vieles mehr.

3. Erhitze nichts in Plastikprodukten (auch nicht „nur kurz“)

Eh schon wissen, Mikrowelle. Wenn du Tupperware und Co in die Mikrowelle stellst, ist sie extremer Wärmeeinwirkung ausgesetzt. Die Strahlen regen vor allem die in der Nahrung enthaltenen Wassermoleküle an und erwärmen sie. Die Kunststoffmoleküle der Behälter sind davon nicht betroffen, weil sie aus längeren Molekülketten bestehen. Allerdings enthält Plastik auch Weichmacher, das erwähnte BPA und andere bedenkliche Stoffe, die durch die Hitze austreten und in deinem Essen landen können.*

4. Sag Plastikflaschen Adé. Wirklich, ganz

Kennst du den seltsamen Geschmack von Wasser, das eine Zeit lang in einer wiederverwendbaren Plastikflasche gelagert wurde? Ja? Dann weißt du, worum es geht: Füll um Gottes willen keine gekaufte Plastikflasche wieder auf. Und wenn ich Gott anrufe, das heißt was. Naja, so schlimm kann es nicht sein? Doch ist es. Forscher der Universität Kopenhagen haben in Leitungswasser, das in wiederverwendbaren Plastikflaschen aufbewahrt wird, mehrere hundert verschiedene chemische Substanzen gefunden. Veröffentlicht wurde die Studie zu Leitungswasser in wiederverwendbaren Plastikflaschen vor einem Monat. In einer Zusammenfassung der Kopenhagener Wasserstudie findest du nähere Informationen dazu. Nur so viel: „Wir waren erstaunt über die große Menge an chemischen Substanzen, die wir nach 24 Stunden in den Flaschen im Wasser fanden. Das Wasser enthielt Hunderte von Substanzen – darunter auch solche, die nie zuvor in Kunststoffen gefunden wurden, und solche, die potenziell gesundheitsschädlich sind“, sagt Jan H. Christensen, Prof. für analytische Umweltchemie am Institut für Pflanzen- und Umweltwissenschaften der Uni Kopenhagen.

5. Verwende kein Kunststoffspielzeug ohne Zertifizierung

Ähm ja, auch nicht das für Erwachsene. Aber bleiben wir bei Kindern: Die EU hat eine Obergrenze für die Menge an BPA festgelegt, die aus Spielzeug für Kinder bis zu einem Alter von drei Jahren und aus Spielzeug, das Kinder in den Mund stecken, austreten darf. Eine Obergrenze. BPA ist nicht verboten. Und es geht ja nicht nur um BPA. Wusstest du, dass nahezu alle deutschen Kinder und Jugendlichen laut einer Studie des Umweltbundesamtes und des Robert Koch-Instituts Plastikinhaltsstoffe im Körper aufweisen? Für einen Teil der 15 untersuchten Stoffe existieren keine gesundheitskritischen Grenzwerte. Bei denen, für die es welche gibt, wurden diese bei zwei Verbindungen überschritten. Am Ende steht? Richtig, ein Hormonchaos!

6. Greif möglichst zu unverpackten & glasverpackten Bio-Lebensmitteln

  • Wo das nicht geht, greif zu Verpackungen aus Glas, z.B. bei Milch oder Joghurt.
  • Produkte wie Nudeln oder Reis bekommst du bereits in Papierverpackungen. In Plastik verpackte kannst du nach dem Öffnen zu Hause in Glasaufbewahrungs-Boxen umfüllen.
  • Joghurtbecher aus Plastik, Eisverpackungen und Co. sind nicht dafür gedacht, weiter verwendet zu werden. Zur Aufbewahrung oder whatever. Nicht mal Pflanzen solltest du darin ziehen.

7. Verzichte auf Produkte mit Phalaten oder Parabenen

Nutze dafür die Apps Codecheck oder Toxfox.

8. Scanne deine Kosmetik – alles! Auch Geschenke.

Auch da sind Codecheck und Toxfox hilfreich. Du hast nicht den Schimmer einer Ahnung, was du alles an potenziell schädlichen Stoffen finden wirst. Ich sage das nicht, weil ich überheblich bin, sondern weil ich das selbst erlebt habe. Erst jüngst habe ich unsere letzten ungescannten Produkte aus dem Badezimmerschrank mit Codecheck gescannt: Seifen, allesamt Geschenke. By the way: Warum zur Hölle schenken mir eigentlich so viele Menschen Seifen? Sehe ich dreckig aus? Anyway: Fast alle wurden in kleinen Manufakturen hergestellt. Ich war entsetzt über mein Ergebnis. In diesen Seifen fanden sich Sachen, damit kannst du Leute echt krank machen. Allesamt landeten sie im Müll.

9. Denk dran: Auch „grün“ ist nicht immer sauber

Nicht alle grünen Kosmetikprodukte sind auch grün. „Naturkosmetik“ als Begriff heißt gar nichts. Schau dir gern hier die Auflistung einiger seriöser Biokosmetik-Marken an.

10. Vermeide den Kontakt zu Thermopapier – ja, auch beim Kassabon

Herkömmliches Thermopapier, das (bis Ende 2019) BPA enthalten konnte, ist zwar seit 2020 verboten. Doch viele Hersteller nutzen als BPA-Alternative Bisphenol S (BPS) bei Kassenbons. Das bemängelte auch das deutsche Umweltbundesamt und Umweltverbände. Denn ob BPS weniger gesundheitsschädlich ist als BPA, ist nicht abschließend geklärt. Eine Studie des Schweizer Bundesamts für Gesundheit kommt immerhin zu dem Schluss, dass BPS, wie andere Phenole auch, hormonell wirksam sein kann – wenn auch nicht so stark wie BPA. Beide Papierarten gehören wegen ihrer Chemiefracht laut dem deutschen Umweltbundesamt (UBA) übrigens auch nicht ins Altpapier, sondern in den Restmüll.

💡Hinweis: Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die genannten Studien und Aussagen spiegeln den Forschungsstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wider.

*Quelle: Utopia.de

Alexandra Binder About Author

Journalistin, Hashimoto-Hero, Kochwunderwaffe, Achtsamkeits-Anfängerin

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