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Bioidente Hormontherapie: Interview

Alexandra Binder im Interview mit Barbara Katanic – über bioidente Hormontherapie und die Schilddrüse.

Bioidente Hormontherapie kann ein Gamechanger sein, wenn dein Körper aus der hormonellen Balance gerät – und das tut er leider gern mal. Doch wann sind bioidentes Östrogen, Progesteron oder Testosteron wirklich sinnvoll? Und gibt es Risiken? Im Interview erklärt die international tätige Pharmazeutin Barbara Katanic, worauf du achten solltest. Unkompliziert. Praxisnah. Klar

Ready? Wir gehen gleich in die Vollen: Hier bekommst du Antworten auf deine Fragen rund um die bioidente Hormontherapie – kompakt, leicht verständlich und wissenschaftlich untermauert.

Bioidente Hormontherapie: Wirkung & Einsatz

Im Gespräch mit Pharmazeutin Barbara Katanic: Was bioidente Hormontherapie leisten kann.

Unser Interview über bioidente Hormontherapie beginnt, wie alle guten Gespräche, beim Ursprung. Und der liegt, was den Einsatz von Hormonen betrifft, tatsächlich beim Urin trächtiger Stuten. Dieser Stutenurin war nämlich einst die Ausgangsbasis für die ersten Hormone, die Frauen verabreicht wurden. Waren das bioidente Hormone? Klar, denn bioident heißt nichts anderes, als dass es so in der Natur vorkommt. Waren das aber auch humanidente Hormone? Nein, denn sie haben nicht dieselbe chemische Struktur, wie unsere körpereigenen Hormone. Und da sind wir auch schon beim ersten wichtigen Learning: den noch immer – selbst von Ärzt:innen – verwirrend verwendeten Begriffen. Was wir nämlich heute tatsächlich meinen, wenn wir von bioidenten Hormonen reden, sind eigentlich humanidente Hormone. Wir bleiben an dieser Stelle aber beim bekannten Begriff.

So werden bioidente Hormone hergestellt

Nun, man nimmt das Steroid-Grundgerüst einer Pflanze (Diosgenin) – historisch gesehen wird dafür die Yamswurzel verwendet, und stellt dann in sehr einfachen chemisch-synthetischen Schritten humanidente Hormone her. Allerdings ist Yams nicht die einzige so genannte Synthesequelle für humanidente Hormone. Auch Soja bietet dieses Steroid-Grundgerüst. Wenn du also in einer Apotheke ein humanidentes Hormon auf Rezept herstellen lässt, dann frag nach, ob tatsächlich Yams, oder etwa Soja verwendet wird, wenn Du Soja als Grundlage ablehnst, oder nicht verträgst. Und wenn du schon beim Fragen bist, frag auch gleich nach dem Mikronisierungsgrad. Der sollte bei 10-20µm liegen. Denn je kleiner die Partikel, desto besser ist die Resorptionsrate. Das wurde in Studien bestätigt. Steht das schon auf Deinem Rezept, kannst Du diesen Schritt überspringen.

Ein Blick in die Geschichte der bioidenten Hormontherapie

Die Geschichte der bioidenten Hormone beginnt vor etwa 30 Jahren. Ärzt:innen, wie etwa Dr. Michael Platt, begannen zu diesem Zeitpunkt in den USA mit bioidenten Hormonen zu therapieren. Platt ist übrigens auch Autor des Buches „Die Hormonrevolution“. Im deutschsprachigen Raum haben sich besonders Dr. Jochen Armbruster (der Platts Buch ins Deutsche übersetzte) und Dr. Volker Rimkus hervorgetan. Letzterer entwickelte die sogenannte Rimkus®-Methode: Dabei werden alle fehlenden Hormone in Olivenöl gelöst, mit Zink, Kupfer und Vitamin D kombiniert und oral verabreicht. Interessant: Rimkus testete diese Therapieform zunächst an sich selbst während seiner Andropause (männliche Menopause) – und erst später an Freunden und schließlich an Frauen. Tatsächlich betrifft der Hormonmangel nämlich nicht nur Frauen, sondern auch Männer ab einem gewissen Lebensalter – doch leider ist dieses Wissen noch immer wenig verbreitet.

Formen der bioidenten Hormontherapie

Die Formen sind vielfältiger, als man denken würde (siehe Auflistung unten). Für welche Form du dich letztendlich entscheidest, hängt auch mit der Praktikabilität zusammen. Wie passt die Gabe in dein tägliches Leben? Bist du jemand, der sehr gern cremt? Oder fällt es dir leichter, eine Kapsel zu schlucken, oder eine Pastille zu lutschen? Verträgst du Olivenöl oder Kakaobutter als Ölgrundlage besser, in der deine humanidenten Hormone gelöst werden?

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Jedenfalls ist es sinnvoll, so viele fehlende Hormone wie möglich in eine Anwendungsform zu packen, sagt Pharmazeutin Katanic. Alleine schon, weil es stressig ist, zig verschiedene Hormone anwenden zu müssen. Ganz abgesehen davon, dass das auch teuer wird. Denn Progesteron und Östrogen sind nicht die einzigen Hormone, die dir fehlen können. Da wären auch noch: Pregnenolon, DHEA und Testosteron (Yep, auch Frauen kann es an Testosteron fehlen). Bitte darum, dass auch DHEA und Testosteron untersucht werden. Bei Pregnenolon ist das schwieriger, und dauert länger.

Aus dem Interview über bioidente Hormontherapie – Wusstest Du übrigens . . .

🠒 dass DHEA auch ein immunologisches Hormon ist?
dein Körper fährt es schon bei einem banalen Schnupfen hoch.
🠒 dass man Cholesterin als körpereigenes Diosgenin sehen könnte? Es hat keinerlei hormonelle Wirkung, aber der Körper baut daraus die Hormone.
🠒 dass man Pregnenolon vor der Synthetisierung von Cortison als stark entzündungshemmenden Stoff in Form hochdosierter Infusionen angewendet hat?

Verträglichkeit und mögliche Reaktionen

Gute Frage. Im Interview über bioidente Hormontherapie stellt Katanic, Inhaberin der Weltapotheke, klar fest: Dass Progesteron unverträglich ist, ist unwahrscheinlich, weil dein Körper es ja selbst lange Zeit herstellt. Hast du Reaktionen, gibt es mehrere Optionen. Entweder stimmt die Dosierung nicht, du hast eine andere Baustelle, die die Reaktion verursacht, oder aber, du reagierst auf Füll- und Zusatzstoffe von herkömmlichen Präparaten, wie etwa Utrogestan, und gar nicht auf das Progesteron. Tatsächlich stabilisiert Progesteron übrigens auch die Mastzellen. Was Östrogen leider nicht tut. Denn Östrogen triggert sie. Das heißt, langsam rantasten. Und in allen anderen Fällen, zusammen mit einem guten Therapeuten (siehe Infos unten), herausfinden, woran es liegt. Ich weiß, das ist frustrierend, aber Ferndiagnosen dürfen und wollen wir hier nicht stellen.

Hormone testen: Blut oder Speichel?

Wenn du eine bioidente Hormontherapie beginnst, ist es sinnvoll, vierteljährlich einen Bluttest zu machen, und dann zusammen mit dem behandelnden Arzt/der Ärztin, die Mengen zu adaptieren, wenn nötig. Denn der Bedarf kann variieren, nichts ist da in Stein gemeißelt. Dazu gilt es, in deinen Körper zu spüren, was und wie viel dir gut tut. Die Frage Bluttest oder Speicheltest stellt sich unter Substitution übrigens nicht mehr, sagt Katanic. Sehr wohl aber am Beginn. Und zwar dann, wenn du körperliche Symptome hast, aber der Bluttest die nicht widerspiegelt. Dann muss der Speicheltest ran, der das Verhältnis der „frei“ zirkulierenden Hormone genauer abbildet. Unter Substitution hingegen bringt der Speicheltest nur exorbitant hohe Werte – die lediglich anzeigen, dass die Hormone ankommen.

Östrogen und Krebs: Was du wissen solltest

Nein, natürlich nicht. Hallo? Wir Frauen produzieren Jahrzehnte unseres Lebens Östrogen, genauso wie Progesteron. Kommen in Deiner Familie allerdings hormonabhängige Krebsformen vor (Brustkrebs, Ovarialkarzinome etc.), dann ist es eine gute Idee, mal einen so genannten Estronex-Urintest zu machen, um zu sehen, was genau dein Körper aus dem Östrogen macht (simplifiziert gesagt). Dabei handelt es sich um eine laborchemische Analyse der Estrogenmetabolite 2-, 4- und 16-Hydroxy- Östron sowie 2- und 4-Methoxy-Östron zur Bestimmung eines erhöhten Karzinomrisikos (Krebsrisiko) der Brust und anderer östrogenabhängiger Tumoren.

Wenn der Estronex-Test schlecht ausfällt

Musst du dann auf Östrogen verzichten, und die Mangelsymptome hinnehmen? Nein. Aber du solltest deine Leber, im Östrogenabbau unterstützen, und zwar mit Kreuzblütlern wie Blumenkohl, Kohlrabi, Rotkohl, Pak Choi, Rosenkohl, Brokkoli, aber auch Rettich, Radieschen, Rucola oder Gartenkresse. Die darin enthaltenen Senföle wie Sulforaphan oder Indol-3-Carbinol sind wichtig bei der Östrogenausscheidung. Während der Verdauung des Senföls Indol-3-Carbinol entsteht im Körper ein Antioxidans namens Diindolylmethan (DIM). Isst du regelmäßig Kreuzblütler, richtet sich DIM gegen freie Radikale und bietet damit Schutz gegen Zellschäden. Die Umwandlung von Indol-3-Carbinol in DIM während der Verdauung von Kohlgemüse führt außerdem zur Hemmung zweier Proteine, die mit der Entstehung von Krebs in Verbindung stehen, insbesondere hormonbedingte Brustkrebsarten. Und ja, Kreuzblütler verändern tatsächlich etwas. Das kannst du selbst sehen, wenn du den Estronex-Test nach einiger Zeit wiederholst. Ich persönlich finde es übrigens am einfachsten, die mittlerweile überall erhältlichen Brokkolisprossen in die Ernährung zu integrieren, und esse sie fast täglich. Du siehst, du bist nicht hilflos! Fortsetzung folgt . . .

Hast du Lust auf noch ein spannendes Interview mit Expertin Barbara Katanic? Interessiert dich das Thema Schilddrüse? Dann klicke dich hier ins Schilddrüsen-Interview!

Literatur zum Thema bioidente Hormone*
Michael Platt – Die Hormonrevolution
John Lee – Natürliches Progesteron. Ein bemerkenswertes Hormon
Volker Rimkus – Eine stille Revolution. Die Kraft der bioidentischen Hormone.
Shila de Liz – Woman on Fire (einfach zu lesen)
Maisie Hill – Superpower Wechseljahre (anspruchsvoller)

Weitere Infos:
Hormonnetzwerk (DE/Rimkus)
Hormonnetzwerk (AT)
Weltapotheke Wien

Betrachte dieses Interview bitte als Auftakt einer Serie von weiteren Gesprächen zu diesem riesigen Themenkomplex. Wenn deine exakte Fragestellung noch nicht dabei war, bin ich sicher, werden wir sie noch besprechen. Gib uns gerne Feedback zu diesem Interview!

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Alexandra Binder About Author

Journalistin, Hashimoto-Hero, Kochwunderwaffe, Achtsamkeits-Anfängerin

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