Im Zuge meiner Suche nach mastzellstabilisierenden Lebensmitteln bin ich erst auf den Chicorée gestoßen. Dann tauchte ich tiefer. Dabei bin auf die Zichorienwurzel gestoßen – ein Familienmitglied ersten Grades. Und lucky us: Auch die Zichorie stabilisiert die Mastzellen.
Du hast Probleme mit einer Histaminose oder den Mastzellen? Dann gehört die Zichorie quasi zu deiner Grundausstattung. Denn die Zichorie stabilisiert, ebenso wie der Chicorée, die Mastzellen auf natürliche Weise. Bitte, ja, sie ist natürlich etwas bitter. Aber bekanntlich liebt unsere Leber Bitterstoffe. Und was unsere Leber liebt, lieben wir auch.
Die Zichorie: eine krautige Pflanze
Es handelt sich dabei um eine mehrjährige krautige Pflanze aus der Löwenzahnfamilie mit blauen Blüten. Endivien oder Chicorée, als Salat bekannt, sind Zuchtformen davon. Die Wurzel selbst ist ein bisschen holzartig und der Dünndarm kann sie aufgrund ihrer faserigen Zusammensetzung nicht verdauen. Sie gelangt also in voller Form in den Dickdarm.

Die Heilpflanze des Jahres 2020
Die Gemeine Wegwarte oder Zichorienwurzel zählt zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Sie ist eine ausdauernde Pflanze und wird bis zu 100cm hoch. Von Juli bis Oktober trägt sie wunderschöne Blüten. Man findet das mehrjährige Kraut an Straßen- und Wegrändern, Bahndämmen sowie auf Schuttflächen. Im Übrigen wurden der Zichorie schon eine Menge Titel verliehen. Zum Beispiel „Gemüse des Jahres 2005“; „Blume des Jahres 2009“ und „Heilpflanze des Jahres 2020“.
In der traditionellen europäischen Medizin (TEM) behandelt man damit Gelbsucht, Lebervergrößerung, Gicht oder Rheuma. Und die Zichorie stabilisiert die Mastzellen. Aber sie punktet auch mit ihren essenziellen Spurenelementen: Eisen, Zink, Selen, Jod, Vorstufen zum Vitamin A, B- Vitamine, Folsäure, Vitamin C, Inulin sowie Intibyn.
Die Zichorie stabilisiert die Mastzellen, aber wie?
Durch die enthaltene Chicorsäure. Das ist eine natürliche Phenolverbindung, die in einer Reihe von Pflanzen wie eben Chicorée, aber auch Echinacea (Echinacea purpurea) vorkommt und antioxidative, entzündungshemmende, antivirale und analgetische Wirkungen besitzt. In Forschungsstudien hemmte die orale Verabreichung von Chicorsäure in einer Menge von 20 mg/kg bei Mäusen die Histaminfreisetzung und bewahrt sie sogar vor Anaphylaxien.
Inulin, das Präbiotikum der Zichorie
Hinter Inulin versteckt sich eine Art pflanzliches Kohlenhydrat, das von Verdauungsenzymen nicht abgebaut werden kann. Man bezeichnet es sowohl als lösliche Faser, wie auch als Präbiotikum. Interessanter Weise schmeckt Inulin auch noch leicht süßlich und kostet wenig. Deshalb wurde es bei Engpässen immer schon in Kombination mit Kaffee verwendet. Heute noch liebt man in den USA den so genannten Kaffee nach New Orleans-Art. Das Rezept? Man mischt normalen oder koffeinfreien Kaffee einfach mit Zichorienwurzelpulver. In der Lebensmittelindustrie findet Innulin auch Verwendung: Als löslicher Ballaststoff kann es nämlich auch Wasser speichern, und sich verdicken. Lebensmittel bekommen dadurch mehr Masse. Schau mal auf die Zutaten von Eiscreme, trinkfertigen Protein-Shakes oder glutenfreiem Brot. In vielen dieser Produkte steckt Inulin. Last but not least verlangsamt Inulin die Zeit, die ein Lebensmittel benötigt, um in den Körper zu kommen. Will heißen, wir fühlen uns länger satt und der Blutzuckerspiegel bleibt stabil.
Die Zichorie stabilisiert die Mastzellen, aber sie kann mehr
1. Zichorienextrakt wirkt entzündungshemmend
Eine großartige Quelle für pflanzliche Polyphenole ist die Zichorie auch noch. Das sind natürliche Verbindungen, die Entzündungen bekämpfen. Durchaus erfolgreich wird damit zum Beispiel bereits Arthrose behandelt. In einer Arthrose-Studie bekamen 18 Teilnehmer über 50 Jahre mit Arthrose der Hüfte oder des Knies einen Monat lang Zichorienextrakt. 13 zeigten eine 20-prozentige Verbesserung der Reaktion auf Schmerzen und Steifheit. Und obwohl weitere Untersuchungen dazu noch erforderlich sind, geht man davon aus, dass die Zichorie auch Symptome lindert, die durch Autoimmunerkrankungen wie die Hashimoto verursacht werden.
2. Er unterstützt die Leber
Der Zichorienwurzelextrakt kann zudem zum Schutz vor Bildung freier Radikale beitragen. Die Behandlung damit reduziert den oxidativen Stress signifikant und blockiert die Zellschädigung. Das liegt an den Antioxidantien, die schädliche freie Radikale wirksam abfangen. Und: Im kautschukartigen Milchsaft, der die ganze Pflanze durchzieht, steckt eine Menge Intybin. Dieser Bitterstoff regt Leber, Bauchspeicheldrüse und Galle an. Frei nach dem Motto: Bitter is the New Sweet.
3. Zichorienwurzelextrakt hält den Blutzucker stabil
In einer im Journal of Traditional and Complementary Medicine veröffentlichten Studie wurden die Auswirkungen von geröstetem Zichorienwurzel-Extrakt untersucht. Tatsächlich wurde eine wurde eine Verbesserung des Adiponektinspiegels bei Menschen festgestellt. Dieses Protein, reguliert den Blutzuckerspiegel sowie den Fettsäureabbau. Übergewichtige Menschen und Insulin resistente Patienten haben einen niedrigen Adiponektin Spiegel.
4. Inulin hilft bei Verstopfung
Doch noch mal zurück zum Inulin. 100-Gramm frischer Zichorienwurzeln enthalten etwa 68 Gramm Inulin, ein Tip-Top Präbiotikum, das den guten Bifido-Darmbakterien als Nahrung dient. Aus diesem Grund landet es oft in Probiotika. Inulin lindert aber auch Verstopfung. Die tägliche Supplementierung mit 15 Gramm Inulin verbessert die Lebensqualität bei einer älteren Bevölkerung mit Verstopfung, zeigte eine im International Journal of Food Sciences und Ernährung publizierte Studie zur Verstopfung.
Lies auch den Artikel zur koffeinfreien Kaffeealternative aus Zichorienwurzel.
3 Comments
Esther
27. August 2023 at 11:22Liebe Alexandra,
wo kann man die Studien nachlesen über Stabilisierung der Mastzellen?
Ist diese Cichoriensäure auch im Zichorienkaffee enthalten? Wenn ja, wieviel?
Alexandra Binder
27. August 2023 at 17:14Liebe Esther, jede der erwähnten Studien ist verlinkt im Text, Du musst nur auf den Link klicken. Ja, klar, auch in Zichorienkaffe ist Cichoriensäure enthalten. Ich kann Dir jetzt keine Grammangabe machen, das ist aber auch nicht wichtig. Wenn Du Dich mastzellstabilisierend ernähren möchtest, ist es nur wichtig, dass Du möglichst viele Lebenmittel integrierst, die das können, dazu gehört zb. Zichorie/Chicoree etc. – also alle Mitglieder dieser Familie. Aber auch zb. Granatapfel, weisse Zwiebel oder Äpfel, letzteres wegen des Quercetins, und viele andere Lebensmittel mit diesen Eigenschaften.
Sarah
19. Juni 2024 at 16:10Hallo,
Danke für die vielen Informationen. Gibt es bezüglich Salicylatgehalt in Blättern oder Wurzeln Unterschiede? Chicoree soll ja sehr belastet sein …
Danke.