Nachhaltigkeit / News, Trends & Produktchecks

Check des Ohne Gentechnik hergestellt-Siegel

Das Gentechnik-Frei-Gütesiegel

Heute in: Was sagen österreichische Siegel aus? Ein Check des Ohne Gentechnik hergestellt-Siegel. Die Gretchenfrage: Darf es auf heimischem Fleisch kleben, wenn die Tiere genetisch manipuliertes Soja fressen?

Seit meiner AIP-Zeit, in der Prosciutto mein heimliches Highlight war (im besten Fall finden sich darin nur Fleisch, Salz und Wasser), frage ich mich: Wann kommen endlich “clean” gefütterte Schweine? Schließlich hat die heimische Schweinebranche schon vor Jahren signalisiert, dass man sich eine gentechnikfreie Fütterung vorstellen könne. Getan hat sich seither? Richtig, nichts. Davon abgesehen, dass dieselbe Branche immer wieder mal wissen lässt, man sei ja grundsätzlich aufgeschlossen. Nur sei das heimische Soja um 30 Prozent teurer, der Konsument aber nicht bereit, mehr für sein Schweinsripperl zu bezahlen. Zeit für einen Check des Ohne Gentechnik hergestellt-Siegel. Was steckt da wirklich dahinter? Und dürfen Schweine, die mit Gentech-Futter aufgewachsen sind, es tragen?

Kurze Zwischen-Frage: Soll es uns weiterhin geben?

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Greenpeace Marktcheck zeigt Gentech-Schweinskoteletts

Jetzt wird es bitter: Ein Greenpeace Marktcheck in heimischen Supermärkten hat gezeigt, dass in den dort verkauften Schweinskoteletts & Co zu 90 Prozent Gentechnik steckt – übrigens leider auch noch immer in Produkten, die das AMA-Gütesiegel tragen. Fünf Millionen Schweine schlachtet Österreich jährlich aktuell, die etwa 350.000 Tonnen genmanipuliertes Soja fressen, das meist aus Übersee kommt. Dabei sind 650.000 Tonnen zertifiziertes Donau Soja und Europe Soja am Markt verfügbar. Möglich wäre die flächendeckende Versorgung mit gentechnikfreiem und regionalem Soja also.

Der Greenpeace-Storecheck “Schweinefleisch”

Schweinefleisch macht in Österreich 60 Prozent des konsumierten Fleisches aus. Ein Greenpeace Storecheck zeigte, dass in rund 90 Prozent des heimischen Schweinefleischs Gentechnik steckt. Gekennzeichnet muss die Fütterung von Gensoja nicht werden. Billa, Unimarkt und Penny haben gar kein gentechnikfreies Schweine-Fleisch im Sortiment. Sie landeten auf dem letzten Platz. Hofer, Interspar und Merkur erhielten den ersten Platz mit “Befriedigend”. Punkte gab es in in den Kategorien “vorbildliche Projekte”, “Herkunft und Kennzeichnung des Fleisches”, “biologische Artikel” und “gentechnikfreie Artikel”.

Die Fütterung von Gentech-Soja steht nicht auf dem Etikett

Erkennt man die Fütterung von Gentech-Soja am Etikett? Leider nein. Sie fällt nicht unter die Gentechnik-Kennzeichnungsverordnung. Bei Pflanzen allerdings ist das Anbauverbot gentechnischer veränderter Sorten seit 2015 in der österreichischen Verfassung verankert. Bei tierischen Produkten kannst du zu heimischer Milch, zu Eiern, oder Hühnerfleisch greifen. Denn die Produzenten hinter diesen Produkten arbeiten bereits komplett gentechnikfrei. Das erste große österreichische Unternehmen, das einen Teil ihrer Produktion auf Gentechnik-frei umstellte war 2003 übrigens die Tirolmilch. Sowieso sicher Gentechnik-frei sind Bio-Produkte. Und solche, die das grün-weiße “Ohne Gentechnik hergestellt”-Siegel tragen. Also auf zum Check des Ohne Gentechnik hergestellt-Siegel.

Das Ohne Gentechnik hergestellt-Siegel.

Check des Ohne Gentechnik hergestellt-Siegel

Die ARGE Gentechnik-frei vergibt dieses Siegel. Es soll eine eindeutige Information für den Konsumenten sein: Lebensmittel, die dieses Zeichen führen, sind mit Sicherheit ohne Gentechnik hergestellt. Die dafür geltenden Produktionskriterien werden regelmäßig von einer unabhängigen Kontrollstelle überprüft – der Name bzw. die Kontrollnummer der überprüfenden Kontrollstelle werden am Etikett angeführt. Mehr als 3.500 Lebensmittel sind mittlerweile bereits mit dem Kontrollzeichen “Ohne Gentechnik hergestellt” ausgelobt – Tendenz rasch steigend.

Wie viele Produkte tragen das Siegel?

Aktuell sind 3.500. Eine unabhängige Kontrollstelle überprüft regelmäßig die dafür geltenden Produktionskriterien – ihr Name findet sich am Etikett.  Wer vergibt das Zeichen? Der seit 1997 existierende Verein „Arbeitsgemeinschaft für Gentechnik-frei erzeugte Lebensmittel“ (ARGE Gentechnik-frei). Dahinter steckt eine unabhängige Plattform von Mitgliedern aus dem Lebensmittelhandel, der Lebensmittelproduktion und der Futtermittelproduktion sowie von Organisationen aus den Bereichen Umweltschutz, Konsumentenschutz und Bauernvertretungen. Sie hat das Ziel, die Gentechnik-freie Produktion in Österreich zu ermöglichen, zu fördern und zu unterstützen.

Check des Ohne Gentechnik hergestellt-Siegel: Die Problematik

Analog zur EU-Bioverordnung kann es beim Ohne Gentechnik hergestellt-Siegel Ausnahmen geben. Und zwar bei Lebensmittelzusatzstoffen, Verarbeitungshilfsstoffen, Aromen, Enzymen und Vitaminen. Allerdings nur, wenn sie nachweislich nicht kontinuierlich in Gentechnik-freier Qualität verfügbar sind. Dann kann das Gesundheitsministerium Ausnahmen machen. Sehr wahrscheinlich ist das aber nicht.

Kleiner Exkurs in die Gentechnik-Geschichte

Doch wie begann das eigentlich alles? Im August 1996 lief das erste Schiff mit gentechnisch verändertem Soja aus den USA den Hamburger Hafen an, um die neue US-Technologie auch in Europa zu verbreiten. Die noch sehr junge Disziplin der Gentechnik sollte damals nach dem Willen der großen US-Unternehmen rasch auch in Europa den Durchbruch erzielen. Aber, weit gefehlt: Im Großteil Europas gab man sich skeptisch; speziell in Österreich formierte sich sogar eine hartnäckige Ablehnung gegen den Einsatz der Gentechnik in Land- und Lebensmittelwirtschaft. Das Gentechnik-Volksbegehren mit 1,23 Mio. Stimmen setzte ein klares Zeichen.

Daraus entstand unter anderem die ARGE Gentechnik-frei, die neben der Vergabe des Siegels auch Lobbyarbeit zur Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen betreibt.

Ohne Gentechnik hergestellt-Siegel in anderen EU-Ländern

Es gibt ähnliche Siegel auch in anderen EU-Ländern. Das österreichische System hebt sich von den anderen allerdings durch die verpflichtenden Kontrollen, und auch durch akkreditierte externe Kontrollstellen ab. Die Experten der ARGE Gentechnik-frei plädieren für eine europäische Harmonisierung in der Kennzeichnung. Mit gentechnisch verändertem Futter aufgewachsene Schweine dürfen das Label übrigens nicht tragen. Damit ist auch die Eingangsfrage beantwortet.

Autoimmun-Lifestyle Check des
Ohne Gentechnik hergestellt-Siegel

Illustration: Details des "Ohne Gentechnik hergestellt"-Siegels.
Alexandra Binder About Author

Journalistin, Hashimoto-Hero, Kochwunderwaffe, Achtsamkeits-Anfängerin

2 Comments

  • Hans
    18. Dezember 2023 at 20:08

    Neben unzähligen Rechtschreibfehlern ist auch die Angabe Gentechnikfrei nach Durchlesen immer noch unklar. Übergangszeiten…
    Noch wichtiger wäre es aber sich um tierleidfreie und ökologischere Nahrungsmittel zu bemühen.

    Reply
    • Alexandra Binder
      Alexandra Binder
      18. Dezember 2023 at 22:49

      Lieber Hans,
      danke für diesen überaus konstruktiven Kommentar. Ich habe nur mehr 40 Prozent Sehkraft durch eine myope CNV. Da kann so was passieren. Du darfst die Rechtschreibfehler, die du gefunden haben willst gern behalten ❤️. Hoffentlich geht es dir bald besser! Solltest du tatsächlich noch Fragen zum Thema haben, wende dich gern an die Arge Gentechnik-frei.

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