Ayurveda-Perspektive / Ernährung

Wie Du Dein Verdauungsfeuer garantiert löschst

Brennendes Zündholz, symbolisch für Verdauungsfeuer

Wenn Dein Verdauungsfeuer (Agni) Dir etwas wert ist, dann solltest Du Dich von vermeintlich gesunden, Gewohnheiten trennen. Was das Agni löscht, und Du deshalb laut meiner Ayurveda-Ärztin Dr. Dixa Bhavsar besser vermeiden solltest.

Das tut dem Verdauungsfeuer nicht gut!

1. Baden nach dem Essen

Gerade richtig gut geschlemmt, und nun in ein schönes Entspannungsbad? Stellst Du Dir so einen relaxten Samstag vor? Nicht, wenn es nach den alten Veden geht. Sie empfehlen, zwei Stunden nach dem Essen nicht zu baden. Einen Grund hat das Ganze auch: Das Feuerelement im Körper ist für die Nahrungsverdauung verantwortlich. Wenn Du isst, wird es aktiviert. Das führt zu einer führen zu einer erhöhten Durchblutung für eine effektive Verdauung. Wenn Du unmittelbar nach dem Essen ein Bad nimmst, wird das Feuer oder die Energie, die ursprünglich dazu bestimmt war, Deine Verdauung zu unterstützen, nun auf Ihre Haut umgeleitet, um eine ausgeglichene Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Die Wissenschaft sieht das übrigens ganz ähnlich. Sie geht davon aus, dass die Blutzirkulation beim Essen zunimmt. Und zwar deswegen, weil der Körper versucht, Dein Verdauungssystem und die Organe aufzupumpen. Direkt nach dem Essen zu baden, beeinträchtigt diese natürliche Funktion.

Illustration einer Frau, die badet.

Nicht nur der Verdauungsprozess, auch die Temperatur des Wassers beeinflussen den Kreislauf. Wenn Du nur Dein Gesicht in kaltes Wasser eintauchst, merkst Du schon, wie der Puls langsamer wird und der Blutdruck fällt. Das kann ein sehr positiver Effekt sein, nicht aber, wenn der Körper grade mit Verdauung beschäftigt ist.

2. Spazieren nach dem Essen

„Nach dem Essen sollst Du ruhn, oder 1.000 Schritte tun?“ Auch damit kann man im Ayurveda nichts anfangen. Lange Strecken gehen, schwimmen, Sport treiben – all diese Aktivitäten erhöhen Vata im Körper, heißt es. Das so genannte Vata ist laut Ayurveda das Bewegungsprinzip im menschlichen Organismus. Es setzt sich aus den Elementen Äther und Luft zusammen und ist eng mit unserem Nervensystem verbunden. Sein Prinzip ist die Beweglichkeit, sein Hauptsitz im Körper liegt unterhalb des Nabels im Bereich des Dickdarms. Erhöhst Du Vata durch einen langen Spaziergang nach dem Essen, stört das die Verdauung, was zu Blähungen, unvollständiger Nahrungsaufnahme und Unwohlsein führt.

Illustration zwei Menschen gehen nach dem Essen spazieren: Stellvertretend für Verdauungsfeuer, das erlischt.

Die Verdauung wird beim Menschen durch den Ruhenerv (Nervus vagus) stimuliert, der wenig mit sportlicher Betätigung zu tun hat.

3. Spätes Mittagessen

Geht gar nicht, sagen die Veden. Im Gegenteil empfiehlt Ayurveda, bereits um 12h Mittag zu essen, wenn die Sonne am höchsten am Himmel steht. Es ist die Tageszeit, in der das Prinzip Pitta dominiert. Pitta wird mit dem Energieprinzip identifiziert und hat das Element „Feuer“ als Grundlage. Vom Feuer zum Verdauungsfeuer ist es nur ein kleiner Schritt. Lodert Pitta, heißt das, das Verdauungsfeuer ist am höchsten. Und das ist nun mal um Punkt 12. Oder ein bisschen danach. In anderen Worten: Zu diesem Zeitpunkt wird die Nahrung am besten und schnellsten verdaut. Deshalb gilt im Ayurveda das Mittagessen auch als die wichtigste Mahlzeit des Tages.

Illustration Frau mit Messer und Gabel in der Hand.

Nach 14 Uhr ist der Körper nicht mehr auf Mittagessen gepolt. Die ideale Zeit für ein Mittagessen ist 12:00 – spätestens 13:00 Uhr –, wenn die Sonne am höchsten steht. Zu diesem Zeitpunkt ist Dein Verdauungsfeuer (Agni) kräftig und damit für die Hauptmahlzeit des Tages gerüstet. Das ist auch die einzige Zeit, die uns schweres Essen oder Rohkost einigermaßen verdauen lässt.

4. Nach dem Essen schlafen

Yep, wir sind bei dem Ruhen nach dem Essen angekommen. Auch das legst Du besser ad acta. Im Ayurveda empfiehlt man, zwischen den Mahlzeiten und der Schlafenszeit einen Abstand von mindestens 3 Stunden einzuhalten. Liegt ja auch auf der Hand. Während des Schlafs repariert, heilt und erholt sich der Körper, während der Geist die Gedanken, Emotionen und Erfahrungen des Tages verdaut. Wird die körperliche Energie stattdessen in die Verdauung umgeleitet, werden die körperlichen Heilungs- und seelischen Verdauungsprozesse gestoppt. Aus diesem Grund empfiehlt die Ayurveda-Medizin auch, dass die letzte Mahlzeit des Tages relativ leicht sein sollte – Kitchari bietet sich da an – und Du danach mindestens drei Stunden wach bist.

Frau schläft auf Sessel mit Katze: Stellvertretend für erloschenes Verdauungsfeuer.

Nach dem Essen schaltet der Körper auf Verdauung um. Sich direkt nach dem Essen hinzulegen ist deshalb nicht die beste Idee. Der Nahrungsbrei im Magen stimuliert die Magensäureproduktion. Fließt die Säure in die Speiseröhre zurück, verursacht das, von allem anderen abgesehen, Sodbrennen.

4. Nachts Quark/Topfen essen

Wenn nachts der kleine Hunger kommt, noch schnell das übrig gebliebene Topfennockerl verdrücken, oder vielleicht den Fruchtquark? Auf gar keinen Fall, sagen die Veden. Denn: Quark ist sauer und süß im Geschmack und das wiederum erhöht das Kapha und Pitta Dosha in Deinem Körper. Das dumme daran ist: Während der Nacht gibt es ohnehin schon eine natürliche Dominanz von Kapha im Körper. Wenn Du jetzt noch Quark drauflegst, ähm isst, dann führt das zu einem Überschuss. Die Folge: Unangenehme Verstopfung.

Alexandra Binder About Author

Journalistin, Hashimoto-Hero, Kochwunderwaffe, Achtsamkeits-Anfängerin