Landwirtschaft / Wissen

Killt unser Fleischkonsum Südamerika?

Ein rohes Steak, das für den Fleischkonsum steht,liegt auf einem Holzbrett. Darauf liegen zwei Zweige Rosmarin.

Ja, der heimische Fleischkonsum verursacht Umweltschäden. Doch die zeigen sich nicht hier, sondern in Mittel- und Südamerika sowie Asien. Auch darüber denke ich nach, wenn ich nach Zusammenhängen mit Krankheit suche.

Was tun mit Umweltschäden, verursacht durch unseren Nahrungsmittelkonsum? Reiche Industrieländer wissen, wie man Abhilfe schafft. Die simple Lösung: Einfach in andere Weltregionen auslagern. Für Europa und Nordamerika funktioniert das bestens. Die zugehörigen Zahlen verblüffen aber. Nina Eisenmenger und Karlheinz Erb von der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien sagen:

“90 Prozent der Umweltschäden, die ein Bürger eines hoch entwickelten Landes wie durch den Konsum landwirtschaftlicher Produkte verursacht, wirken in ganz anderen Erdregionen.” 

Nina eisenmenger & Karlheinz Erb

Das wissen sie, weil sie die Auswirkungen von Land- und Forstwirtschaft auf die Artenvielfalt und wichtige Ökosystem-Funktionen hier wie da untersucht haben – etwa die Speicherung von klimaschädlichem Kohlenstoff. Sie wollten auch wissen, wo die Produkte konsumiert werden und wo Umweltschäden zurückbleiben.

Die Spuren unseres Steaks in Südamerika

Mittlerweile wissen es die Forscher. Allem voran in Süd- und Mittelamerika leidet die Fauna und Flora darunter, dass es die Industrieländer geschafft haben, zwischen 2000 und 2011 fast die gesamten negativen Umweltauswirkungen zur Produktion der konsumierten Güter auszulagern. Aber nicht nur der Artenreichtum dort schrumpfte nachweislich. Auch in Afrika und Asien nahm die Biodiversität massiv ab. Womit wir beim Fleischkonsum sind. Was das Fleisch dafür kann? Zu einem Drittel, so die Forscher, ist die Rinderzucht dafür verantwortlich. Dass wir die Umwelt schädigen, wenn wir zu einem Burger mit Rindfleisch aus Südamerika greifen, kann man sich gerade noch vorstellen. Dort muss man Wälder roden, weil die Tiere Grasflächen brauchen. Schwieriger wird es schon bei heimischem Rindfleisch.

Und der regionale Fleischkonsum?

Auch der nimmt Einfluss. Warum? Weil fast alle unserer Bauern ihre Rinder mit Soja aus diesen Regionen füttern. Und man in Südamerika wiederum Wälder für die Anbaufläche abholzt. Insofern ist es gehupft wie gehatscht. Der Schaden ist vergleichbar. Dazu kommen Dünger- und Pestizide, die noch existenten Arten auch nichts Gutes tun. Das globale Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, beschleunigt den Prozess noch, sagt Marques. Und dann sind da noch die Schwellenländer, die ferngehandelte landwirtschaftlichen Produkte begehren. Und wohl bald mit den Industriestaaten gleichziehen werden, was den Beitrag zum Biodiversitätsverlust betrifft.

Die gute Seite der Weltwirtschaftskrise

Die einzig gute Nachricht: Während der Weltwirtschaftskrise reduzierte sich der Konsum in Nordamerika und Westeuropa. Daher nahm der Verlust der Artenvielfalt zwischen 2006 und 2009 auch ab.  Mit einem Wandel zur Nachhaltigkeit hat das freilich nichts zu tun. Und auch, dass alle Weltregionen effizienter werden und die Umweltschäden pro erwirtschafteten Dollar abnehmen, hilft wenig. Dem gegenüber steht nämlich das schnelle Wachstum der Weltwirtschaft und -bevölkerung. Deshalb ist auch dieser Effekt nur vermeintlich positiv.

Und die Lösung des Fleischkonsum-Dilemmas?

Man müsste die indirekte Verantwortung von Konsumenten für Umweltauswirkungen in der Ferne international stärker berücksichtigen, zum Beispiel im Rahmen der Biodiversitätskonvention der Vereinten Nationen (UN). Nur mit einer veränderten Wirtschaftspolitik können die Umweltauswirkungen unseres Konsums in anderen Weltteilen minimiert werden, sagen die Forscher. Was lernen wir daraus? Wir sollten nicht nur genau aufpassen, woher unser Fleisch kommt, sondern auch, womit die Tiere gefüttert werden, Stichwort Regionalität. Und ja, ich weiß, das ist ein schwieriges Unterfangen, und wir alle haben keine Zeit dafür. Aber wenn wir als Menschen gesund überleben wollen, dann werden uns wenige andere Optionen bleiben. Tue, was Du kannst. Jedes bisschen zählt.

Alle Ergebnisse der Studie finden sich im Fachjournal “Nature Ecology and Evolution”.

Alexandra Binder About Author

Journalistin, Hashimoto-Hero, Kochwunderwaffe, Achtsamkeits-Anfängerin

4 Comments

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    Christine Schachinger
    28. September 2021 at 12:11

    Ich esse schon seit 33 Jahren keine Wurst, seit ca 10 Jahren keine Fleisch und auch keine Kuhmilch-Produkte…wegen der Gesundheit, hatte starkes Asthma, brauch keine Medikamente, bin 67 Jahre und nehme keine schulischen Medikamente ein….interessiere mich für die Herstellung der Lebensmittel und was sonst alles damit zutun hat…Durch das Buch von Steven R. Gundry bin auf die Lektine gestoßen und möchte natürlich noch mehr darüber wissen.
    mfg Christine

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    • Alexandra
      Alexandra
      30. September 2021 at 13:34

      Toll Christine, ich mag Steven Gundrys Ansatz der lektinfreien Ernährung auch sehr. Wahnsinn, welche Erfolge Du bereits erzielt hast!
      Gratulation!

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    Salmz Privat
    10. Januar 2022 at 12:45

    ich habe Deinen Artikel für eine Schularbeit über Südamerikanisches Fleisch genutzt. Er war sehr hilfreich. Küsschen <3

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    • Alexandra
      Alexandra
      10. Januar 2022 at 13:02

      Voll süss, danke für das Kompliment!

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